Wenn Avantgarde auf Tragbarkeit trifft, dann sind meist junge Talente am Werk. Georgia Hardinge zum Beispiel kommt aus London, graduierte erst 2008 an der Parsons Paris School Of Art & Design und hat sich binnen gerade einmal vier Kollektionen schon einen gehörigen Namen gemacht. Eine Schande also, dass wir die jung Dame bis heute immer übersehen haben.
Wohlmöglich ist es eine Mischung aus ihrer Liebe zur Architektur und skulpturalen Kunst, aus ihren weiten Reisen und dem scharfen Blick für Formen und Silhouetten, welche aus ihren Entwürfen Kleidung zaubert, die Gareth Pughs Ästhetik auf ein alltagstaugliches Niveau heruntersetzt, ohne aber an Glanz einbüßen zu müssen. Ein bisschen skandinavischer Purismus und Eisprinzessinnen-Attitüde trifft in der kommenden Frühjahrskollektion von Mademoiselle Hardinge auf fruchtige Knallfarben, konstruierte Härte und architektonische Glasbauten-Muster gedruckt auf fließende Stoffe, die uns an Nächte in Afrika denken lassen. Transparenz scheint sich noch immer als Trendthema durchsetzten zu können, bloß haben wir sie selten in so schöner Form gesehen.
Ganz angetan bin ich persönlich vom Seidenponcho, skeptisch werde ich bloß beim weißen Rock: Hübsch anzusehen ist er, bloß darf die Trägerin nicht allzu viel wert auf die schmale Hüfte legen. Sollte sie aber auch nicht, schließlich muss ab und an ein bisschen Spaß möglich sein, oder etwa nicht? Also: Wunderbar, liebe Georgia Hardinge – wir wünschen uns noch viel mehr davon.