Der grausigste Film, den ich je bei Arte sah: „Reich und verdorben“

16.01.2012 Allgemein, Film

Gestern war einer dieser Sonntagabende, die halb verschlafen, halb hellwach an einem vorbei rauschen. Denn während der Körper eigentlich ein bisschen müde ist von der Tanzerei durch lange Nächte, will der Kopf noch nicht so recht verstehen, dass das Wochenende schon bald vorüber ist. Kaputter Schlaf-Wach-Rhythmus eben, vom zu späten Ins-Bett-Gehen. Und so kommt es dann, dass man irgendwann auf die Uhr schaut und feststellt, dass nur noch wenige Stunden bis zum Montag bleiben. Die Folge: Man schaut dumme Filme, um endlich richtig müde zu werden.

Fragt mich nicht weshalb, aber ganz mädchenmäßig bin ich gestern an „Reich und verdorben“ kleben geblieben – einem italienischen Film, der jedem Zuschauer ganz deutlich vor Augen hält, wie niemand von uns jemals sein möchte. Grauenhafte reiche Gören, die zu wenig Zuneigung von ihren Eltern erfahren und schrecklich gehässig lachen, führen durch das Debüt des 25-jährigen Filmemachers Matteo Rovere. Besonders Elena, 17 Jahre jung, schwer narzisstisch und eine Egomanin sondergleichen, trieb mir mit ihrer außerordentlich bösartigen Intriganz etliche Kotzbröckchen in den Rachen. Gefühlte 20 Mal war ich kurz davor, diese nicht sehr schlaffördernde Scheiße auszuschalten, aber ich tat es nicht. Vielleicht weil der Film, basierend auf Andrea Cottis gleichnamigen Roman, irgendwie doch gut ist – aber eben beinahe nicht zum Aushalten. 

Worum es geht: Ganz kurz gesagt genau darum, dass armselige, sozial verkrüppelte, aber durchaus schillernde Geschöpfe wie Elena eines ist, es vermögen, ihre Umwelt derart zu manipulieren, dass am Ende nur ein Scherbenhaufen etlicher Existenzen übrig bleibt. Nur der Bösewicht selbst ist so gefühlskalt und von der lieblosen Kindheit abgestumpft, dass er als einziger sein Leben weiterlebt – Elena schert sich nicht einmal um den Tod ihres Vaters. Sie ergötzt sich am Untergang anderer, ohne Skrupel und ohne Gewissen, ohne zu bemerken, dass sie selbst ganz unten angekommen ist.

Hell, yes – ich bin so froh, dass meine Eltern immer lieb zu mir waren und keine Multimillionäre sind. Danke Mami und Papi.

7 Kommentare

  1. chanty

    Hey
    Aus dem fast selben grund, der es auch bei dir war hab ich die nächtliche wiederholung gesehen und mir gings genauso wie dir-gossip girl in der intelektuelleren form:)
    Was mir allerdings garnicht mehr aus dem kopf geht ist das lied, das im abspann läuft. Kennst du s vielleicht? Leider ist es in den tiefen des world wide web unauffindbar:(
    Lg, chanty

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  2. Fräulein Julia

    Bin genau wie du aufgrund des passenden Titels hängen geblieben (allerdings schon Freitagabend), musste dann aber nach einer halben Stunde ausschalten: Das konnte und wollte ich mir nicht länger antun. Ich fürchte allerdings, dass nicht alles davon frei aus der Luft gegriffen ist…

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  3. Daniel

    Hey
    ich muss sagen dass das ganze bei mir etwas anders hängen geblieben ist und offenbar bei euch (ohne das ihrs gemerkt habt) genauso.

    Ich muss vorher sagen dass ich eigentlich so gut wie nie arte schaue. Aus dem einzigen grund dass französische filme mir meist nicht zusagen (ich mag deren machart nicht, da gibts so viele unlogische Handlungsweißen). Deßhalb vorweg: der Titel (auch im französischen übrigens) bleibt sofort hängen und das ist auch der einzige grund warum ich reingeschaut hab.
    Am anfang fängt der film etwas träge an, wird dann etwas interessanter nachdem man merkt wie abgrundtief böse elena eigentlich ist. Anders als bei typischen amerikanischen filmen hat das böse in diesem film tatsächlich keine gute seele im inneren sondern ist abgrundtief böse. Hinzu kommt das ende bei dem elenas vater stirbt (wohlgemerkt durch ihre schuld) und trotzdem die 3 freundinnen am pool liegen und es sich gut gehen lassen. Der lehrer der einem sympathisch geworden ist wird einem in dem moment als er mit elena schläft sofort genauso schlecht gemacht weil er weitermacht nachdem sie „hör auf“ sagt.
    Schlussendlich sind also alle böse in diesem film, auch die die man eig für gut gehalten hat. Das ist wahrsch das größte problem und das beste an dem film. Kein Happy End, keine person mit der man sich identifizieren kann. Und wenn ich ehrlich bin macht ihn das auch wieder richtig gut.
    Und offenbar ist der film aus genau diesem grund an euch allen hängen geblieben und ihr denkt über ihn nach. Er ist wohl sehr real zu beurteilen und zeigt eben nicht diese schöne Hollywood welt sondern die realität. Muss mir das buch wohl holen weil mich interessiert wie viele gefühle darin über die charaktere beschrieben werden und was sie denken.
    Bei meinem schreibfluss sollte ich wohl selbst nen blog aufmachen, auch wenn ihn keiner liest :D.

    Ein sehr betrüblicher film der eig schlechte laune macht und aus diesem Grund in gewisser weiße eine meisterleistung ist.

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  4. Salma

    Hey
    ich bin letzte Nacht auch an dem Film hängen geblieben und habe ihn mir heute gleich nochmal auf der Homepage von arte angeschaut. Das ist echt ein krasser Film, der sehr zum Nachdenken anregt. Er erinnert mich stark an das Buch „Pradasüchtig“ von Lolita Pille und ich denke, dass ich mir das Buch von Andrea Cottis wohl auch durchlesen werde.

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  5. Daniel

    Kann zufällig von euch einer noch mal den stream auftreiben? Hätte mir den film sogar gekauft aber es gibt ihn nur auf italienisch. Hätte dann die deutsche tonspur drüber gezogen.

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