Um eins schon mal vorweg zu nehmen: Nee, nee. Ich werde mein Haupt künftig keinesfalls mit gigantischen roten Caps schmücken (Lieber Ben, ich hab‘ mir übrigens mal deine Kappe gemopst). Ich bin bloß neidisch auf all jene, die sich trauen. Und den passenden Kopf dafür haben. Und das lange Haar. Und überhaupt.
Denn Kappenträgerinnen verbreiten sich gerade wie ein Lauffeuer. Plötzlich scheint jegliche Negativ-Assoziation vergessen, verbannt sind die Zeiten, in denen die ursprünglich sehr amerikanische Kopfbedeckung ausschließlich auf dem Sportplatz oder im Urlaub zum Gebrauch kam. Die Cap erlebt ihren zweiten Frühling und schuld daran ist wohl die sogenannte „Neue Sportlichkeit“, die seit einiger Zeit von den Tonangebern der Modewelt propagiert wird. Raus aus der Subkultur, rauf auf den Laufsteg. Acne, Marc Jacobs und Opening Ceremony schicken ihre Models längst samt sportiv-behütetem Haar über den Laufsteg. Ich schrieb es bereits an anderer Stelle: „Dieses hübsche und zugleich recht praktische Accessoire, das in den 70er- und 80er-Jahren schließlich auch bei uns auf großen Zuspruch von Seiten der wilden Jugend stieß, avanciert gerade zum vielleicht beliebtesten Outfit-i-Tüpfelchen des Sommers.“ Die illustre Bloggergesellschaft kombiniert die Cap nämlich nicht etwa zum Trainingsanzug, sondern zum adretten Seidenkleidchen und Lady-Looks.
Bei mir, „der leicht zu beeinflussenden Modebloggerin“ war es also nur eine Frage der Zeit, wann denn nun der akkute Kappenneid einsetzen würde. „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht“, heißt es doch so schön. Die logische Konsequenz daraus ist dann wohl, dass wir Dinge, die wir lange als abstoßend empfanden, urplötzlich mögen. Weil wir sie schon so oft beäugelt haben. Aus Gewöhnung. Getrau dem Motto „Tausend Mal gesehen, tausend Mal ist nichts passiert“. Und am Ende macht’s dann doch „Zoom“.
Vor zwei Wochen packte es mich dann tatsächlich. Die fabelhafte Katha war zu Besuch in Berlin und auch sie schien nicht mehr länger resistent zu sein. „Wood Wood?“ Beide nickten. Denn dort wartete sie auf uns, die Kappe unserer Begierde. Ben, der junge Herr im Bild oben und Wood Wood-Familienmitglied, hielt unsere skeptischen Blicke in den Spiegel vorzüglich via Handykamera fest. Unschwer zu erkennen: Mein Kopf ist nicht gemacht für so einen Firlefanz. So sehe ich das jedenfalls. Und trotzdem: In den Supermarkt haben und ich mein neuer, grauer Begleiter es trotzdem schon zusammen geschafft. Und in den Urlaub auch, aber da darf man ja auch „etwas neben der Kappe sein“. Die Erkenntnis, dass langes Haar sich einfach besser macht, zu diesem eher burschikosen Accessoire, kam obendrein recht schnell.
Aber bloß, weil es bei einem selbst nicht so recht fluppen will, heißt das ja nicht, dass man anderen Spaß nicht gönnen kann. Bis zum nächsten Sommer, wenn das Haar denn endlich nachgewachsen ist, werde ich mich ohnehin noch gedulden. Dann werde ich mir erneut der Frage stellen, ob Mädchen und Kappen denn nun wirklich oder überhaupt zusammen gehören. Ein bisschen panne ist’s ja schon. Oder?