Es ist schon spät und eigentlich sollte ich schlafen, um morgen ein bisschen weniger müde zu sein als heute. Aber Vladimir Karaleev raubt mir den Schlaf. Mit seinen Entwürfen für den kommenden Sommer spricht der gebürtige Bulgare mir aus der Seele. Perfektion gibt es nicht und darf es nicht geben. Mit der Mode verhält es sich ein bisschen so wie mit Menschen, denen wir begegnen. Es gibt schöne Menschen, makellose Wesen, die uns kurz entzückt aufseufzen lassen und es gibt Charakterköpfe, die wir nie wieder vergessen. Es sind die kleinen Unfertigkeiten, dieser kleine Hauch Laissez-Faire, offene Nähte und lose Silhouetten, die für mich all das verkörpern, wonach wir uns vielleicht so sehr sehnen. Freiheit, ohne verloren zu gehen. Einen eigenen Willen haben, aber doch irgendwie dazu gehören.
Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keine Ahnung, was Vladimir selbst zu seiner Kollektion sagt. Jegliches Pressematerial habe ich liegen lassen, ich kenne nicht einmal den Namen der Kollektion, die im nächsten Sommer durch die Straßen getragen werden wird. Sicher ist aber schon jetzt, dass sie zu meinen Favoriten der diesjähirgen Fashion Week zählen wird. Die seidig fallende Haptik, diese sandige Farbwelt mit ihren satten Akzenten, die Muster – sollte so etwas wie Perfektion am Ende doch existieren, dann haben wir es hier definitiv mir ihrer modischsten Form zu tun.