Nachdem ich mich vergangene Woche beinahe um Kopf und Kragen geredet hatte, um meinen derzeitigen Standpunkt zum Thema Girl Power auch nur ansatzweise in eine angemessene verbale Form zu bringen, und zwar ohne großes Fach-Blabla, ging mir beim Betrachten des wenig später erschienenen Artikels auf der Refinery Website ein klein wenig das Herz auf.
„29 Reasons Why Girl Power Is Back“ nennt sich die zwar ziemlich oberflächliche, aber durchaus erfreuliche Zusammenfassung der gerade herrschenden medialen „Frauenbewegung“. Dort werden Beispiele angeführt wie der Erfolg der Serie GIRLS, die als Gegenentwurf zum glamourösen Sex and the City Kosmos gehandelt wird, Magazine wie die „Gentlewoman„, die Beliebtheit weiblicher Comedians und so weiter und so fort (Im Intro-Text wird sogar Bikini Kill genannt, hell to the yeah!). Das gefällt natürlich. Aber schon kurz darauf ereilte uns eine weniger angenehme Nachricht aus Saudi Arabien.
Im Stockholmer Gratisblatt „Metro“ war nachzulesen, dass in der Saudi-Arabischen Version des IKEA-Katalogs keine einzige Frau mehr zu sehen sei. Wegretischiert wurden sie und zwar alle. Soso. Grund dafür seien „die strengen Vorschriften in dem arabischen Land für das Abbilden unbedeckter Haut von Frauen.“ Jetzt kann man natürlich über IKEA meckern (von deren Seite folgte übrigens prompt Einsicht und die dazugehörige Entschuldigung), aber so einfach ist das natürlich nicht. Was uns, oder vielmehr der breiten Masse, als über die Maßen absurd erscheint, geht schließlich mit einem „Problem“ einher, dass sich anders als die Frauenabbildung nicht einfach „weg radieren“ lässt. Ein Clash der Kulturen sozusagen. Ein (nach unseren Vorstellungen) Missstand, der auf lange Sicht aufgearbeitet werden muss. Denn im Grunde hat IKEA bloß die dort herrschenden Regeln eingehalten, die Sitten einer uns fremden Kultur respektiert. Völlig zu Recht. Die Frage ist bloß: War das in diesem Fall der komplett richtige Weg? Vermutlich nicht. Aber wie sieht in diesem Fall eine angebrachte Lösung aus? Rebellion? Streit anfangen? Ich weiß es nicht. Ein erhobener Zeigefinger aus der Ferne beeindruckt die Entscheider dort drüben wahrscheinlich nur mittelschwer bis gar nicht. Auf ihn verzichten sollte man deshalb aber vermutlich trotzdem nicht. Oder doch?// Quelle: Tagesspiegel.
Bilder via The Invader.