„Abschauen“ klingt zunächst ein wenig gehässig, dabei handelt es sich hier bloß um den natürlichen Lauf der Modedinge. Trends werden nicht von vertikal ausgerichteten Unternehmen wie H&M erdacht, sie entstehen auf der Straße oder auf den Laufstegen der ganz Großen, aber das ist kein Geheimnis. Manch einer bezeichnet das, was Zara immer noch am radikalsten praktiziert, als „Demokratisierung der Mode„. Klingt logisch, denn so kommt auch der Pöbel, also wir, in den Genuss der neuesten Trends. Inzwischen assimilieren die Mega-Laden-Ketten das wegweisende Treiben der „cool kids“ so oder so schneller als Karl Lagerfeld und Co, schließlich kann ständig nachproduziert werden und immense Design-Teams arbeiten permanent daran, trendtechnisch ganz vorne mit dabei zu sein. So kommt es dann zum Beispiel, dass sich überdimensionierte Statement-Ketten schon wenige Wochen nachdem The Man Repeller und Co das Tragen selbiger in Dauerschleife propagieren, in sämtlichen H&M-Filialen ergattern lassen. Ganz schön clever. Da sind Phoebe Philo und Co natürlich machtlos und im Vergleich reichlich lahme Enten.
Der einzige Wermutstropfen für die großen Designer unserer Zeit: Am Ende dauert es doch ein knappes Jahr, bis die Laufstegmode bei der wirklich breiten Masse ankommt. Das lässt sich recht schön am H&M Video für den kommenden Sommer ablesen; mit jenem verhält es sich nämlich in etwa so wie mit einem realen Besuch in einer der Filialen: Wenn man genau hinschaut, dann entdeckt man ziemlich viele Parallelen zu längst gesehenen Designer-Stücken. Uns soll’s recht sein, denn wenn’s anders wäre, würden wir ehrlicherweise noch mehr meckern.
Wir könnten nun ein lustiges Designer-Raten veranstalten. Das Kleid hier unten, an wen erinnert es uns? Genau, Mary Katrantzou zum Beispiel.
Patchwork! Zum Beispiel bei Proenza Schouler gesehen. Oder schon im Herbst 2011, bei Comme des garçons, oder Dries van Noten.
Erinnert uns persönlich ganz stark an Thu Thu.
Danke, Stella McCartney. Für all die Früchte.
Noch mehr Einflüsse: Acne. Oder Isabel Marant?