Endlich passiert während der Fashion Week im Glitzer-Land mal wieder etwas spannendes, etwas non-konformes, etwas, das sich nicht jeder trauen würde oder wollte: Rick Owens pfiff auf die gängigen und oft semi-gesunden Schönheitsstandards seiner Branche und schickte statt filigraner Models ganze 40 Tänzerinnen über den Laufsteg. Ein bisschen Rebell war der amerikanische Designer schon immer: Seine Mode changiert stets zwischen Eleganz und Schlampigkeit, Gothic-Assoziationen sind gar nicht mal so weit gefehlt und auch religiöse Elemente kommen schonmal vor – obwohl er selbst überhaupt nicht gläubig ist. Aber zurück zum Thema: Diesmal hat er’s auf die Spitze getrieben, diesmal hätte niemand ahnen können, was dort auf dem Runway passieren würde: Stepptanz-Elemente, heftige Bewegungen, kämpferische Schnuten statt Schmollmünder – was will uns der liebe Rick damit wohl sagen?
Ich habe ja keine Ahnung. Aber ich vermute, es ist ganz simpel: „Fuck your racist beauty standards.“
Cheerleeding, Tanz und Militär-Drill dienten als Quell seiner Outfit-Inspiration und dank allerlei Zipper und der charakteristischen Wickel-Technik stand der Bewegungsfreiheit während der monatelang einstudierten Performance nichts mehr im Weg. Für mich hat das Ganze außerdem etwas von einer Persiflage: Böse Mienen als überspitzter Ausdruck der ständigen zwischenmenschlichen Konkurrenz, ausuferndes Arm-und-Bein-Gewimmel als Statement gegen den steifen Modelgang – man will sich in seiner Tausend-Euro-Robe schließlich bewegen können. Und: Jetzt lasst den Menschen doch endlich ihre Religionsfreiheit! Außerdem muskulöse Körper, die schlemmen, statt zu pfasten – ja, muss es denn immer spindeldürr sein? Fakt ist nämlich, dass Models im echten Leben noch viel schlanker sind als es dort oben auf der Bühne den Anschein macht. Das ist nicht schlimm und manchmal auch schön, wichtig ist bloß, dass es eben auch ein anderes schön gibt, dass Frauen keine Abziehbilder sind, keine eineiigen Mini-BMI-Klone – die Vielfalt des Körpers wird in der Modewelt ja quasi ausgeblendet – außer, man provoziert auf diversen Covern auf denen die dicken Beth Dito prangert, die, entschuldigt bitte, nunmal auch nicht gesund, sondern schwer übergewichtig ist. Kann ja auch keine Lösung sein.
Danke, Herr Owens. Das war mal wieder nötig.
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