Weil wir vor lauter Sommer-Übersättigung selbst schon kaum mehr wissen, was eigentlich die sogenannten Trends der aktuellen Saison sind, drehen wir ab sofort noch mal fix an der Zeit und blenden all die verlockenden Frühjahrskkollektionen für das kommende Jahr temporär aus. Die Schnelligkeit der Modebranche ist doch kaum mehr auszuhalten. Und was nützen all die tollen Bilder der allerneuesten Lookbooks, wenn sich das Gezeigte doch erst einmal nur bedingt umsetzen lässt, beispielsweise aufgrund kontraproduktiver Temperaturen? Fakt ist doch: Wir sind der Gegenwart ständig ein oder zwei Saison voraus, jedenfalls gedanklich. Auf Dauer kann das, sofern man nicht selbst irgendwas mit Mode macht oder ständig auf der Suche nach dem Höherschnellerweiter ist, sehr ernüchternde Auswirkungen haben.
Deshalb erfreuen wir uns in den nächsten Tagen ganz einfach am Hier und Jetzt. An kleinen Inspirations-Häppchen, die sich sofort nachmachen lassen – auch ohne großen Geldbeutel und mitten im europäischen Winter. Den Anfang macht 3.1. Phillip Lim mit Layering par excellence.
Laaaangweilig, denkt ihr jetzt vielleicht. Weil: Ist doch längst ein alter Hut. Und damit habt ihr natürlich recht. Trotzdem kann eine gedankliche Stütze nicht schaden, denn nur weil wir theoretisch wissen, wie etwas funktioniert, bedeutet das nicht automatisch, dass wir’s auch hinkriegen. Jedenfalls geht mir das ziemlich häufig so.
Ständig sehe ich Looks, die ich zum Ankabbern finde. Ich denke dann oft, es müsste genau dieser oder jener Pullover sein, oder die Hose, die so hübsch sitzt. Im Grunde sind es aber gar nicht die einzelnen Teile, die das Gesamtoutfit so schön machen, sondern das große Ganze. Das Mischen von Lägen und Materialien und zwiebeln von Basics.
Hier ein paar Tipps, wie’s gelingt:
1. Für ein anständiges Layering braucht man meist nichts Neues. Im Kleiderschrank kramen und Dinge kombinieren, die ihr euch nie zusammen hättet vorstellen können. Manchmal kommt eine extrem gute Überraschung dabei heraus.
2. Papas Hemden klauen. Oder die des Mitbewohners/ besten Freundes/ Loverboys.
3. Materialmix! Wolle zu Seide zu Viskose zu Baumwolle zu Wasauchimmer. Stepp-Optik zu Flausch, Leder zu Mohair, und so weiter und sofort. Sieht sofort interessanter aus als Hemd zu Sweatshirt zu Baumwollblazer.
4. Farbexperimente: Lieblings-Kombis: Creme + Weiß + Braun // Rosa + Senfgelb + Taubenblau // Grau + Blau + Creme // Schwarz + Dunkelblau + Dunkelgrün // Oder: Jedes Teil in einer anderen Farbe, aber aus dem gleichen Assoziationskreis: Wald, Stein, Alpen, Sonnenuntergang, etc.
5. Auch Schals und Taschen gehören zum Layering und können öde Looks verfeinern.
6. Mut zur Anti-Silhouette. Kastenformen, Egg-Shap, usw. seien unvorteilhaft, behauptet manch einer. Stimmt aber gar nicht. Wenn’s obenrum sackig ist, auf betonte Beine achten, fertig. Funktioniert mit Jeanshosen genau so wie mit kurzen (Woll)Röcken.
7. Sommerkleidung wintertauglich machen. Hemd unter das Lieblingskleid ziehen, Blouson oder Oversize-Cardigan drüber, wer mag greift sogar noch zum kurzen Katsenpullover, Mantel und dicker Schal drüber, fertig.
8. Westen, Westen, Westen!