Wenn wir aufwachen, Zeitung lesen und uns kurz darauf fragen, ob die Welt noch richtig tickt, dann schreiben wir das Jahr 2013. Wenn wir aufwachen, Zeitung lesen und uns kurz darauf fragen, ob das mit der Zahl 2013 überhaupt sein kann, dann ist vermutlich Russland mitsamt seiner Putin-Partei wie eine Abrissbirne durch die Medien gejagt. Jede neue Nachricht aus der föderal-mittelalterlichen Höhle der Menschenrechtsverletzungen ein Volltreffer, der das Gesicht der denkenden Weltbevölkerung zur hässlichen Fratze zermalmt.
In Wladimir Wladimirowitschs persönlichem Königreich gilt Homophobie als Konsens, Schwulenhass als „mildernder Umstand“ vor Gericht und Gewalt gegen Fremde, Andersdenkende und Minderheiten als „eine natürliche Reaktion völlig normaler Menschen“. Mit dem jüngst verabschiedeten Anti-Homosexuellen-Gesetzt übertrifft sich „das Land der traditionelle Werte“ selbst: „“Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung unterstützten das Verbot homosexueller Propaganda unter Minderjährigen“, heißt es. Wie zutreffend diese Aussage tatsächlich ist, lässt sich nur vermuten, denn Meinungsfreiheit wird dort, wo Minderjährige vor „schmutziger“ Homo-Propaganda geschützt werden sollen, wo Aktivisten verschwinden oder weggesperrt werden, klein geschrieben. Fakt ist aber: Das öffentliche Reden über Schwule und Lesben steht fortan unter Geldstrafe. Wer petzt, wird mit 114 Euronen belohnt. Glücklicherweise führen derartige Umstände zu lautem Protest. Jetzt zieht sogar der Condé Nast Verlag mit und mit ihm die GQ: Für die Aktion „#mundpropgadanda – Gentlemen gegen Homophobie“ küssen sich deutsche, heterosexuelle und zugleich prominente Männer und sagen damit: Auch ich könnte schwul sein – na und? Wichtig ist: Der Zuspruch gilt nicht nur Schwulen, Lesben und Transgendern, sondern der gesamten Menschheit. Vor allem aber all jenen, die in Russland diskriminiert und zu niederen Lebensformen degradiert werden, allen, die trotzdem aufstehen und sich das Recht auf Liebe nicht verbieten lassen wollen.
Ab morgen liegt die Dezemberausgabe samt Fotostrecke von Felix Krüger, in der insgesamt 13 wahre Gentlemen vor der Kamera knutschen, am Kiosk. Mit dabei sind unter anderem die Traumpärchen Herbert Grönemeyer und August Diehl, Fettes Brot und Revolverheld, Kostja Ullmann und Ken Duken, Moses Pelham und Thomas D, oder der Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink mit Jonas Reckermann.
„Wir bei GQ, einem Magazin, das bekanntlich das Wort „Gentleman“ im Namen führt, haben deshalb beschlossen, eine Aktion zu starten: Sie trägt den Namen „Mundpropaganda – Gentlemen gegen Homophobie“. Und weil wir als Journalisten wissen, dass Worte Bildern unterlegen sind, haben wir für die Aktion spektakuläre Fotos geschossen. Fotos, die Sie so wohl nie wieder sehen werden: Deutsche – heterosexuelle – Stars küssen sich. Ein Kuss gegen Intoleranz. Gegen die Gegner einer freien Gesellschaft. Bilder, die sagen: Auch ich könnte schwul sein – na und? Wir waren überrascht, wie sehr das Thema bewegt. Herbert Grönemeyer und August Diehl, die Bands Fettes Brot und Revolverheld, Kostja Ullmann, Ken Duken, Moses Pelham und Thomas D sowie die Beachvolleyball- Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann haben sich bereit erklärt, bei dieser Aktion mitzumachen. Sich küssende Heteros – dieser Mut ist absolut männlich. Dieser Mut ist eines Gentleman würdig. Wir bei GQ sind jedenfalls begeistert von unseren Fotomodels. Ich hoffe, dass Sie es auch sind. Wir starten in dieses Jahr 2014 jedenfalls mit einer Aktion, auf die wir stolz sind. Unser Magazin war immer – und wird es weiter sein – ein Medium, das Ihnen sagt, was Sie tragen können. Mit dieser Aktion wollten wir Ihnen einmal sagen, was wir nicht mehr ertragen können: Ausgrenzung und Diskriminierung.“
Chapeau für so viel Mut und Männlichkeit.
Ein Dank gilt außerdem Norman Roehlig und „ENOUGH IS ENOUGH„.
Mehr Infos gibt’s hier.
Ursprungs-Foto oben: Felix Krüger.