Interpretationen sind subjektiv – ebenso wie Wahrnehmungen, Gesehenes, Wünsche und Träume. Wir alle werden immer unser ganz eigenes Verständnis von Erlebtem skizzieren, manchmal darauf beharren und wieder vollkommen an Empfindungen anderer vorbeischrabben. Wenn Leyla Piedayesh uns mit ihrer lala Berlin Kollektion für den Winter 2014 dazu auffordert: „Werdet wild und tut was Schönes“ – dann fangen allerdings die meisten von uns an, ihren verknoteten Kopf wieder einmal zu aktivieren. Sind wir denn nicht wild und frei und unangepasst? Sind wir denn nicht getrieben von Individualität und verfolgen wir nicht allesamt das Glück des Lebens?
Leylas Antwort an dieser Stelle könnte lauten: Nein, oder vielleicht, nicht wirklich. Wir gehören nicht zu den Rebellen unserer Zeit und wagen nicht das scheinbar Unmögliche, sondern setzen lieber auf Sicherheit, stehen tagtäglich vor zig Entscheidungen, ohne mutig voran zu schreiten und Leidenschaften nachzugehen. Wir sind gelähmt ob all der Möglichkeiten, wirken farblos und angepasst und scheinen so ganz gut zu funktionieren – zumindest ein Großteil von uns. lala Berlins Kollektion mahnt, erinnert an vergangene Punk-Zeiten und versucht, unsere Zukunft vorsichtig abzubilden. Grunge trifft auf traditionelle Künste, orientalische Einflüsse werden ganz bewusst gebrochen und auch der graue Berliner Winter findet seine kleine Hommage. Typische lala-Elemente werden aufgegriffen und gehen neue Wege. Werdet wild und tut was Schönes – oder auch: Steht euch nicht länger selbst im Weg, brecht aus und werdet bunt. Ja, denn das ist unsere Zeit!
Die Front Row:
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Und für mich geht es an dieser Stelle noch einen Schritt weiter: Es geht um Frauenpower, um das Entleeren aller Schubladen und um die Möglichkeit alles zu erreichen: So verbinden sich locker sitzende Zweiteiler gleichermaßen mal mit derben Nikes und wieder mit schicken Schüchhen, dicke Strickpullis werden ganz selbstverständlich über Schultern geknotet, sind das i-Tüpfelchen, formen nicht nur neue Silhouetten, sondern spenden auch noch Schutz. Zarte Spitze wird nicht nur offensichtlich und sexy im Ganzkörper-Look verwendet, sondern blitzt dann und wann auch aus schweren Lagenlooks hervor – bricht damit die Outfits und verbindet ganz selbstverständlich feminine mit maskulinen Elemente. Es geht um Leichtigkeit und Schwere, um die Rolle von Mann und Frau – und wie man ebenso interpretieren könnte: Um die Abbildung von gestern und heute – von vergangenen Tagen voller Befreiungen und unsere heutige Schwere und Bewegungslosigkeit im Kopf.
Eines aber steht fest: Wie immer präsentiert uns lala Berlin eine Hommage an fernöstliche Kulturen, an die Handwerkskunst und traditionelle Werte – und verbindet sie gekonnt mit den Zeichen dieser Zeit: Leicht verschlissen, zerstört und wirr.
Aber auch der Berliner Winter findet Ausdruck: der Print, ein fotorealistischer Druck erinnert an zerbrochenes Eis und somit an das Grau und die klirrende Kälte dieser Stadt im Winter.
Halten wir fest: Im lala-Winter 2014 geht’s um
- Bodenlange Mäntel
- das Revival der Strickpullis über der Schulter
- Bermudas, Bermudas, Bermudas!
- Spitze – nach unserem Geschmack allerdings lieber leicht versteckt als ganz offensichtlich
- lockere Zweiteiler samt Berlin-Winter-Gedächtnis-Print
Lieblingslooks: