Wer hier regelmäßig mitliest, dem ist vielleicht schon aufgefallen, dass ich ein paar Mal von einer gewissen Petra Collins faselte, von Period Power Shirts und Instagram-Attacken. Verständlicher Weise trudelten daraufhin ein paar Mails in Postfach, in denen gefragt wurde, wer diese junge Dame denn überhaupt sei und was ich bloß so toll an ihr fände. Ein schneller Wikipedia-Klick hätte durchaus Licht ins Dunkel bringen können, aber ganz sicher erfasst der spärliche Beitrag kaum das gesamte Ausmaß der Genialität dieser gold gelockten Rookie-Anhängerin.
Zu den Fakten: Petra F. Collins wurde 1992 in Toronto geboren und ist demnach gerade einmal 21 Jahre jung. Grob zusammen gefasst ist Petra Künstlerin. Sie fotografiert, stellt aus, schreibt Essays, designt Shirts und tumblrt was das Zeug hält. Zu ihren Kunden gehören Urban Outfitters, Snidel, American Apparell, VICE, Vogue, das Oyster, sowie das GARAGE Mag, und so weiter und so fort. Vor ihrer Linse tummelt sich neben Busenfreundin Tavi Gevinson oder Necomerin Lorde zum Beispiel auch Sky Ferreira. Auf der Art Basel zeigte die (Mode-)Fotografin (ich denke, das ist hier Hauptjob) ihr Projekt „NO CLASS“ und seit „Period Piece: The Gynolandscape“ ist sie quasi überall. „Overtaking the world“ oder so ähnlich, titelte ein US-amerikanisches Magazin bereits. Aber weshalb noch mal genau?
Petra F. Collins gehört der jüngsten Generation Feministinnen an, sie ist gerade dabei, das Frauenbild in der Welt der Modefotografie zu verändern und zwar in etwa so, wie Deborah Turbeville oder Corinne Day es einst taten. Sie bricht Konventionen, zeigt Tabus und schreibt über sie, sie thematisiert die Zensur des weiblichen Körpers und wurde dafür bereits von Instagram gesteinigt. Plötzlich war ihr Account weg, und zwar deshalb:
Zu viel „Pubic Hair“ für Instagram. Als Reaktion darauf schrieb sie den folgenden Essay:
„I wasn’t shocked at the reaction I received from my t-shirt. I’m used to being told by society that I must regulate my body to fit the norm. I’m used to the fact that images of unaltered women are seen as unacceptable. I’ve taught myself to ignore it (as much as I can) and through the Internet (via sites like ROOKIE) and social media platforms (like Instagram and Facebook) I’ve been able to freely share images and start discussions about these issues. Recently I had my Instagram account deleted. I did nothing that violated the terms of use. No nudity, violence, pornography, unlawful, hateful, or infringing imagery. What I did have was an image of MY body that didn’t meet society’s standard of “femininity”. The image I posted was from the waist down wearing a bathing suit bottom in front of a sparkly backdrop. Unlike the 5,883,628 (this is how many images are tagged #bikini) bathing suit images on Instagram (see here and here) mine depicted my own unaltered state – an unshaven bikini line. Up until this moment I had obviously seen and felt the pressure to regulate my body but never thought I would literally experience it.“ Fortsetzung HIER.
Neben dem oben bereits erwähnten und von mir gefeierten „Period Power“ Shirt, für das Collins gleichermaßen Lob wie Kritik erntete, gibt es außerdem wohl kaum jemandem, dem ich lieber bei Twitter folge:
Oder auch auf Instagram (petrafcollins):
Was soll ich jetzt noch sagen. Ich glaube, wenn wir uns alle ein keines Stückchen Petra abschneiden würden, unseren Körper gleichermaßen feiern und GIRL LOVE statt GIRL FIGHT proklamieren würden, wenn wir uns nicht mehr vor uns selbst, sondern vor schrägen gesellschaftlichen Normen ekeln würden, wenn wir uns supporten würden, statt in jedem Funken Selbstbewusstsein ein großes Stück Arroganz anzudichten, dann gebe es weniger Frust und mehr Spaß. Den Rest könnt ihr euch denken. Mehr Frauen sollten wie Petra sein, Amen.
Alle Bilder // Instagram petrafcollins