Nach meinem Artikel über „das Wort, das wir nicht mehr benutzen sollten“ (nämlich „lächerlich“) wollte ich meinem Lieblings-Kolumnisten Harald Martenstein, der allwöchentlich für das ZEITmagazin schreibt, die Füße küssen und ihm noch dazu Blumen mit Grußkarte dran schicken. Recht passend zu all jenen Kommentatoren, die trotz großer Bemühungen meinerseits nicht verstehen wollten oder konnten, was ich mit besagtem Beitrag zu sagen versuchte, brachte Herr Martenstein das Dilemma des menschlichen Daseins nämlich in seinem neuesten Schrieb zielgenau auf den Punkt: Man kann es eben nie allen Recht machen. Und es wird immer jemanden geben, der das, was du sagst, zerreißt oder falsch interpretiert, der dir ans Bein pisst – egal wie gut du’s gemeint hast. Die Lösung: Einfach weitermachen.
Trotzdem dachte ich ungefähr zwei Tage über meine eigenen Gedanken nach, über die Bedeutung des Worts „lächerlich“, ich redete mit meinen Freunden über Gesagtes und durfte glücklicherweise feststellen, dass ich nicht allein dastehe mit meiner Aversion gegen Lästereien und Kraftausdrücke, die keinen Platz für andere Meinungen lassen. Jedenfalls gab es als Krönung sogar noch eine Kommentatorin, die mir vorwarf, ich hätte wohl ein Problem damit, dass nicht jedermann Socken in Schlappen knorke finden würde. Anders als erwartet, überrascht mich das aber natürlich nicht die Bohne. 90% meiner Lieblingsmenschen können mit diesem Schabernack nämlich auch nichts anfangen. Vielleicht auch 98%. Ich aber schon.
Einerseits liegt das natürlich an Blogs wie India Rose (Bilder oben), die mich seit Ewigkeiten mit ihren wunderbaren Fotos und Outfits infiltrieren. Aber es gibt noch ein paar weitere persönliche Pluspunkte:
Bild: India Rose
1. Manchmal kann ich den Sommer nicht mehr abwarten, bloß machen weder das Wetter noch meine Blase mit. Ich mag mir die Vorfreude trotzdem nicht vermiesen lasse nund trage meine Schlappen dann eben schon mit dünnen Söckchen. Weil Mode ruhig auch mal Spaß machen und banane sein darf.
2. Wahre Schönheit. Denn ja, ich finde das Outfit plus Culottes und Adiletten erste Sahne. Ist mal was anderes als die 100. Espandrilles (von denen wir trotzdem nicht los kommen werden). Ud zeugt von ein bisschen gesundem Mode-Mut und einer kleinen Portion Probier-Lust.
3. Fuß-Verstecker. Ganz ehrlich, ich besitze Hobbit-Füße mit Mutanten-Zehen und selbst meine Mutter muss lachen, wenn ich Sandalen trage. Das Tragen von der 3-Streifen-Latsche würde ich mir trotzdem gern gönnen, auch an schlechten Zinnel-Tagen ohne kaschierende Pediküre. Söckchen machen’s möglich. Und bekämpfen außerdem die Freibad-Optik.
Gegen die ich 4. offengestanden auch nichts einzuwenden habe.
Einigen wir uns also darauf, dass man über Geschmäcker gerne und viel streiten darf, immer wieder. Aber bitte respektvoll. Man kann diesen Trend nämlich durchaus hässlich finden. Allerdings sollte man sich davor hüten, dessen Träger mit den getragenen Schlappen über einen Kamm zu scheren und auch davor, an dessen Urteilsvermögen und Gehirnmasse zu zweifeln. Das hat nämlich selbst ein sogenannter „Mitte Hipster“ nicht verdient.
Bild: India Rose