Dass man mich irgendwann einmal für eine App begeistern könnte, schien mir bis gestern Abend in etwa so absurd wie damals zu Schulzeiten eine Eins in Mathe. Was ich bei meiner Rechnung allerdings nicht bedacht hatte, waren unvorhersehbare Faktoren, wie beispielsweise das Treiben von Menschen wie Allround-Künstlerin Miranda July, die ja durchaus imstande sind, die Dinge dann und wann heftig auf den Kopf zu stellen. Und genau so ist es jetzt passiert: In Zusammenarbeit mit der Luxusmarke Miu Miu entwickelte Miss July eine App, die nur bedingt praktisch, dafür aber überaus herzerwärmend daher kommt.
„Texting is tacky. Calling is awkward. Email is old. Next time try…“ … SOMEBODY – Kunstprojekt, Sozialstudie, App. Ein Nachrichtendienst, der auf Fremde setzt. Und Mut. Und diese kleine Portion „Miteinander“, die wir sonst sooft vermissen.
Das Prinzip:
Schicke ich via Somebody eine Nachricht an meinen Freund, meine Freundin oder den Hund, dann landen die Zeilen nicht etwa bei meinem Freund, meiner Freundin oder dem Hund, sondern bei einer Person, die sich ganz in der Nähe befindet, meist also bei einem Fremden. Dieser Fremde wiederum muss dann den eigentlichen Empfänger aufspüren und selbigem den erhaltenden Text voller Inbrunst vortragen. Das kann dann zum Beispiel so aussehen:
Natürlich klappt das Ganze nur einwandfrei, wenn eine kritische Masse an Nutzern erreicht ist. Also: Mitmachen, ausprobieren und über den eigenen Schatten springen. Ich jedenfalls bin nicht nur neugierig, sondern hoch erfreut über diese kleine, getarnte Sozialstudie. Holt uns Somebody aus dem Kreislauf der Bequemlichkeit heraus? Macht uns Somebody tatsächlicher offener, oder wird es bloß noch einfacher, feige zu bleiben? Warum per SMS Schluss machen, wenn der Nächstbeste es dem Hassobjekt auch gleich ins Gesicht schreien kann? Würden wir Somebody eher für das Überbringen liebevoller Worte gebrauchen oder als Schweinskram-App missbrauchen?
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