Susanne Wuest & ihre Marillenmarmelade

03.01.2011 Lovely Lovelies

SusanneWuest4

Wenn wir mit kleinen Dinge mehr verbinden, als bloß irgendeine Erinnerung. Wenn diese zu Schätzen avancieren, in die wir Herzblut und Liebe stecken und die uns Kraft und Ruhe schenken, dann können wir von unseren ganz besonderen Lovelies sprechen. Jeder hegt und pflegt seine ganz persönlichen Lieblingsstücke – und wir wollen sie euch vorstellen!

Wir kennen die junge Schauspielerin Susanne Wuest aus Filmen wie Max Schmeling neben Henry Maske oder im Film Carlos der Schakal. Schon ganz früh wusste die blonde Österreicherin, die 2005 als Nachwuchsschauspielerin für den Undine Award nominiert wurde, was sie einmal werden möchte: Schauspielerin. Und um diesen Traum durchzusetzen, war ihr keine Mauer zu hoch, keine Entfernung zu weit und kein Weg zu steil. Stärke beweisen und hinter seinen Träumen stehen. Zielgerichtet nach vorne Blicken und sich von keiner noch so schroffen Erschütterung vom Kurs abbringen lassen – so könnten wir ihr Lebensmotto beschreiben. Selten haben wir eine Frau getroffen, die so viel Stärke, Persönlichkeit und gleichzeitig Herzblut und Leidenschaft ausstrahlt wie Susanne Wuest. Um ihren Beruf geht es heute aber ausnahmsweise mal nicht direkt, sondern um die Person und um das, was sie uns mitgebracht hat: Symbolisch für ihren Obstgarten – ein Gläschen selbstgemachte Marillen-Rum-Marmelade und gleichzeitig ein Geschenk für die Janes!

„Es ist dieser Garten, indem ich so viel Zeit verbringe, selber Obst und Gemüse anpflanze und sozusagen auftanke. Ich wollte euch etwas Persönliches mitbringen, nicht irgendetwas, was nur irgendwie daher kommt, sondern etwas, womit ich wirklich was verbinde und wo viel Zeit und Leidenschaft verbracht habe – daher das Gläschen Marmelade. Ich kenne quasi jede kleine Marille selber, die dort drin steckt, habe sie bio gezüchtet und mit Liebe gehegt und gepflegt. Dieses kleine Gläschen ist symbolisch zu betrachten. Es macht mich ein Stück weit aus und ich liebe es, Zeit im Garten und in der Küche zu verbringen. Wir leben in einer Zeit, in der es einen Überfluss an Dingen gibt und du einfach nicht weißt, was noch gut für dich ist. Ich habe dieses kleine Gläschen aber selber befüllt und weiß, was darin ist – eine gute Marillenmarmelade.“

Draußen vor der Tür ist es schmuddelig kalt, der Schnee liegt immer noch auf dem Bürgersteig und der Himmel hängt tief. Schon stundenlang wach und bereits durch die Stadt gepest, kommen wir an einen ruhigen Ort, der den verkorksten Morgen wett macht: Ins Café Fleury, das Susanne ausgesucht hat. Es ist wunderbar gemütlich hier, duftet nach frisch Gebackenem und ist lebhaft laut. Eine wunderbare Stimmung für einen ungezwungenen Plausch. Susanne greift zur Stiftebox, wählt die Farbe Lila und begibt sich an unser kleines Freundebuch. Wir erfahren von der Schauspielerin mit dem sympathischen österreichischen Akzent, dass ihr Leben bisher ganz schön aufregend war, sie es aber gelernt hat, sich niemals die Energie von anderen nehmen zu lassen, sondern mit dem Ziel vor Augen, das zu tun, was ihr wirklich Spaß macht. Wir machen Erkenntnisse mit ihr, die uns in den Bann ziehen, reflektieren gemeinsam und denken einmal wieder intensiver über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nach.

….. FREUNDEBUCHEINTRAG # 4

 

 

Jane Wayne: Stell dich doch einmal selber vor?

Susanne Wuest: Mein Name ist Susanne und ich lebe meinen Kindheitstraum: Schauspielerin zu sein. Und weil meine Eltern unter anderem dagegen waren, bin ich mit 15 Jahren ausgezogen. Es ist gut gegangen. Der Grund, warum ich das gemacht habe? Ich wollte nicht länger, das andere Menschen für mich Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen ich zu tragen habe. Ich habe diese Freiheit aber nie schamlos ausgenutzt, sondern meine Schule beendet und gleichzeitig als Schauspielerin gearbeitet. Ich denke, das beschreibt mich sehr gut.

JW: Wie sah dein Werdegang aus?

S: Ich bin nach meinem ersten Theaterbesuch mit fünf Jahren zu meinen Eltern gegangen und habe ihnen von meinen Plänen erzählt. Ihre Reaktion war zwar nicht so, wie ich es mir erwünscht hatte, aber ich war seither nicht davon abzubringen. Ich habe deshalb schon früh begonnen, Ballet zu machen oder Gesang zu erlernen. Und ich wusste, ich mache all diese Dinge und zahle den Preis dafür, denn irgendwann werde ich all das brauchen. Eigentlich auch ein komischer Gedanke für ein kleines Kind. Ja, und dann habe ich gewartet, bis ich 15 werde. Ich wusste, ich werde die Schule beenden und zum Theater gehen, aber ohne diese dummen Regel daheim. Zu einer Schauspielschule bin ich dagegen nie gegangen, sondern bin ganz forsch zum Wiener Theater gegangen, habe ein Praktikum gemacht und durfte irgendwann vorsprechen.

JW: Wie sieht heute ein ganz normaler Tag in deinem Leben aus?

S: Es gibt die Dreh- und die Nicht-Dreh-Tage. An den Nicht-Dreh-Tagen stehe ich trotzdem früh zwischen sieben und acht Uhr auf und erledige Büroarbeiten, die mit dem Beruf , obwohl man es nicht erwartet, als Schauspieler einhergehen.
Wochenenden gönne ich mir meistens nicht. Dafür lässt mir der Beruf aber relativ viele Freiheiten: Wenn ich mal sage: „Ich brauche den Tag frei“, dann ist das natürlich oft drin. Außerdem gibt’s die tolle Aufgabe zu reisen und auf Festivals zu gehen. Und natürlich die Drehtage, die sehr sehr früh losgehen und vor allem lange dauern.

JW: Wie sieht im Vergleich dazu ein Wunschtag aus?

S: Das sind eigentlich echt meine Wunschtage. Ich möchte es gar nicht anders haben. Da gibt’s natürlich einzelne Tage, an denen einem die Puste wegbleibt und man sich auf eine Insel wünscht, aber das Haus in dem ich lebe, bietet mir all das eigentlich. Ich schaue über einen fantastischen See, habe wahnsinns Klima daheim und Olivenbäume im Garten.

JW: Du lebst also deinen Traum?

S: Ja, definitiv. Ich könnte aber auch unmöglich etwas machen oder ausüben, wo ich nicht voll hinter stehe oder nicht zufrieden bin. Und wenn ich etwas nicht mag, dann mache ich es auch nicht, egal was der vermeintliche Vorteil davon wäre. Ich denke, man sollte glücklich sein, mit dem, was man da tut – und so lebe ich.

JW: Du wolltest zwar schon als Kind Schauspielerin werden. Aber war da nicht doch irgendwann mal der Wunsch, etwas anderes zu machen?

S: Doch natürlich. Ich habe ganz lange Klavier gespielt und gedacht, ich könnte das beruflich machen. Ich war eigentlich immer überzeugt, eine gute Pianistin zu sein und wollte mit 17 Jahren an einem Meisterkurs teilnehmen. So sitze ich da zum Vorspielen und lausche meinem Vorgänger. Er hatte viel später mit dem Klavier spielen begonnen, setzte sich aber selbstsicher hin und spielte. Und in diesem Moment wurde mir so klar, dass es einen Unterschied gibt zwischen Spielen und Spielen. Ich war sicher technisch sehr gut, aber das Talent des Jungen hatte ich einfach nicht. Und das war eine wirklich ernüchternde, aber gute Erkenntnis, denn ich hörte auf.
Talent ist etwas, dass du brauchst. Es gibt einfach Dinge, die man nicht lernen kann. Techniken ja, aber Talent brauchst du einfach. Ich habe das gespielt, was da stand und er hat es gefühlt – das war der Unterschied.

JW: Würdest du Glück mit Erfolg gleichsetzen?

S: Absolut. Erfolg ist ja etwas, was man für sich selber definieren sollte. Ich glaube, seinen eigenen Maßstäben gerecht zu werden, ist viel wichtiger. Zum Beispiel dieses Töpfchen Marillenmarmelade: das macht mich glücklich. Das ist ein persönlicher Erfolg, weil ich es geschafft habe, die Bäume durch den Winter zu bringen. Für jemand anderen ist das beispielsweise völlig uninteressant.

JW: Wenn du einen Tag tauschen dürftest. In welche Rolle würdest du schlüpfen wollen?

S: Ich wäre gerne einen Tag lang Karl Lagerfeld. Mich würde es wirklich interessieren, wie er denkt. Ich finde ihn einfach ganz toll und total interessant. Er ist eine Person, der super straight ist und anders. Da gibt’s eine ganze Hand voll großartiger Menschen, aber er fasziniert mich.

JW: Das Abgefahrenste, was du erlebt hast?

Susanne Wuest: Vor zwei oder drei Wochen saß ich in einem koreanischen Restaurant und habe ein Menü bestellt. Die Miso-Suppe und auch das Geschnetzeltes waren ziemlich ungenießbar ist, weshalb ich es nicht alles aufgegessen hatte. Ich habe also ein bisschen davon gegessen, musste aber dringend los. Ich rufe die Kellnerin, um zu zahlen. Die etwas derbere Frau kommt zum Tisch. Sie sieht, dass ich nicht aufgegessen habe und beschimpft mich dermaßen in einer Lautstärke, dass das ganze Restaurant auf mich schaut. In so einem Moment schrumpfst du einfach wieder auf die Größe eines kleinen Kindes und denkst: „Oh Gott, Entschuldigung“. Die hat mich so runtergeputzt und ich wollte einfach nur die Flucht ergreifen. Ziemlich schräg. Ich gehe da nie wieder rein!

JW: Was bedeutet dir Mode?

S: Ich mag Kleidung sehr. Das ist immer ein Statement. Ich verfolge Modesachen und mag es, wenn Sachen besonders schön verarbeitet wurden. Ein Grund, weshalb ich die Sachen von Louis Vuitton so sehr mag. Es geht gar nicht um die Monogramme, sondern zum Beispiel um die Verarbeitung der Nähte.

JW: Dein persönliches Must-have?

S: Jede Frau sollte etwas haben, worin sie sich an unguten Tagen immer wohlfühlt. Und ein paar Schuhe, das man vielleicht schon seit Jahren hat, aber indem man gut steht: Also standfest ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Bodenhaftung behalten, gerade in Momenten, in denen man unsicher ist.

JW: Hast du ein Lieblingsmärchen?

S: Oh, da gibt es viele, aber ich mag Aschenputtel sehr! Ich finde die Idee schön, dass jemand mit einer ziemlich üblen Ausgangsbasis, doch an einen Punkt kommt, wo er sehr glücklich ist und nicht nachtragend handelt und nicht mit großer Bitterkeit zurückblickt und denkt „Ich bringe sie alle um, für das, was ihr mir angetan habt!“, sondern „Ich bin glücklich und das ist das Wichtigste – der Rest? Schwamm drüber!“, das finde ich total schön!

Hohe Hacken oder flache Schuhe?
Flach.

Laut oder leise?
Leise.

Hell oder dunkel?
Hell.

Süß oder sauer?
Süßsauer.

Kaffee oder Tee?
Tee.

Kino oder Theater?
Kino .

Kochen oder essen gehen?
Kommt darauf an mit wem!

Amerikanische Sitcom oder deutsche Soap?
Sitcom.

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Sarah Gottschalk

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