Oft sitze ich gedankenversunken in der Bahn, beobachte all die Menschen, die mich umgeben, die sich unterhalten, lieben, streiten. Es fällt mir schwer, zu begreifen, dass jeder einzelne von ihnen in einem eigenen Minikosmos lebt. Dass jeder von ihnen im besten Fall einen ganz eigenen Freundeskreis hat, ganz eigene Probleme und Glücksmomente. Manchmal sehe ich Ehepaare, die sich wohlmöglich schon seit einem halben Jahrhundert lieben. Trug die spitznasige Dame mit dem adretten Hut ihr Haar schon immer makellos akkurat und perfekt geföhnt? Was ist mit dem Herrn an ihrer Seite? Seine Lachfalten verraten ihn. Verraten, dass er wohl nur selten Grund hatte, verdrießlich zu sein. Aber wie sah er aus, als er nicht die Hand seiner Frau, sondern die seiner Eltern brauchte, um aus der Bahn aussteigen zu können? Das kleine Mädchen dort drüben, wie wird es in ein paar Jahren aussehen? Werden seine Augen noch immer so leuchten?
Irina Werning sucht in ihren Bildern nach Antworten. Wann immer die argentinische Fotografin ein fremdes Haus betritt, hält sie Ausschau nach der Vergangenheit der dort Lebenden, nach alten Fotos. Wird sie fündig, begibt sie sich mit ihrer Kamera auf eine Zeitreise in vergangene Tage und lichtet die Personen auf den alten Fotografien in identischer Szenerie im Heute ab. „Back to the future“ nennt sie dieses Projekt.
„I love old photos. I admit being a nosey photographer. As soon as I step into someone else’s house, I start sniffing for them. Most of us are fascinated by their retro look but to me, it’s imagining how people would feel and look like if they were to reenact them today… A few months ago, I decided to actually do this. So, with my camera, I started inviting people to go back to their future.“
Mehr Bilder seht ihr hier.
Danke an Valentin für den schönen Tipp.
Infos via ignant.
Alle Fotos © Irina Werning