„Alle Menschen, die kein Herz haben, sind dumm. Denn die Gedanken kommen nicht aus dem Kopfe, sondern aus dem Herzen.“
Heinrich Heine ist zwar längst tot, am heutigen Tage genau 155 Jahre, vergessen würden wir ihn jedoch nie. Und das liegt keineswegs bloß an diversen Namens-Vettern wie Straßen und Universitäten seiner Heimatstadt Düsseldorf. Seine schaurig-schön verschmalzten Liebes-Zeilen klingen seit Schulzeiten in den Tiefen meinen Hirns nach. Trotz antiquiertem Wortschatz und Klinglöcken-Firlefanz hatte er es drauf, mit Lyrik nur so um sich zu werfen.
Du bist wie eine Blume,
so hold und schön und rein.
Ich schau dich an, und Wehmut
schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
aufs Haupt dir legen sollt,
betend, daß Gott dich erhalte
so rein und schön und hold.
Er ist der letzte Dichter der Romantik und hat selbige zugleich links liegen lassen, um die Alltagssprache lyrikfähig zu machen. Seit Heine sind Feuilleton und Reisebericht wahrhaftige Kunstformen, er war Studienabbrecher und Außenseiter; ganz menschlich also. Auf seine Jura-Vorlesungen in Bonn hatte er schnell keine Lust mehr, von seiner zweiten Uni in Göttingen wurde er aufgrund eines Duells in den Zwangsurlaub geschickt. Heinrich setzte noch einen drauf und verletzte noch im selben Monat das Keuschheitsgebot, womit er es vollbrachte, hohen Bogens aus seiner Burschenschaft geschmissen zu werden. Er wechsele an die Berliner Universität, debütierte zeitgleich als Buch-Autor und erhielt irgendwann seinen Doktortitel in Recht. Arbeit bekam er nicht.
Heine ließ sich sogar protestantisch taufen, weil er sich als Nicht-Jude bessere Chancen auf eine Anstellung beim Staat ausmalte. Geklappt hat’s allerdings nicht, was wohl auch an seinem judenfeindlichen Dichter-Konkurrenten August Graf von Platen lag. Mit ihm brach er einen öffentlichen Streit vom Zaun, der schließlich beiden schadete. Und so entschließt sich Heine entgegen des damaligen Zeitgeistes als freischaffender Schriftsteller sein Brot zu verdienen. Alles richtig gemacht, Herr Heine. Sonst wären Sie uns nämlich nicht als Journalist, Essayist, Satiriker und Polemiker im Gedächtnis geblieben.
Humor hatte er übrigens auch, der Heinrich. Kurz vor seinem Tod 1758 schrieb er das Gedicht „Der Scheidende“.
Erstorben ist in meiner Brust
Jedwede weltlich eitle Lust,
Schier ist mir auch erstorben drin
Der Haß des Schlechten, sogar der Sinn
Für eigne wie für fremde Not –
Und in mir lebt nur noch der Tod!
Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und gähnend wandelt jetzt nach Haus
Mein liebes deutsches Publikum,
Die guten Leutchen sind nicht dumm,
Das speist jetzt ganz vergnügt zu Nacht,
Und trinkt sein Schöppchen, singt und lacht –
Er hatte recht, der edle Heros,
Der weiland sprach im Buch Homeros‘:
Der kleinste lebendige Philister
Zu Stukkert am Neckar, viel glücklicher ist er
Als ich, der Pelide, der tote Held,
Der Schattenfürst in der Unterwelt.
In diesem Sinne: Dankesehr für Ihre kreativen Ergüsse, Herr Heine.