Ich bin Neu-Berliner. Aber seit ein paar Monaten ist Berlin meine Heimat.
„Pass an den Bahngleisen auf“, sagt meine Mutter jedes Mal, wenn wir telefonieren. Sie hat Angst, dass ich mitgerissen werde von den großen, eisernen Monstern. Sie hat Angst, dass ich untergehe zwischen den Millionen, mich verliere.
Aber all das passiert nicht. Weil diejenigen, die hier, in Berlin, Freunde gefunden haben und ein Zuhause, von all dem Trubel nur winzig kleine Fetzen aufschnappen. Wie in Trance. Wir leben nicht im Hype, er zieht beinahe unbemerkt an uns vorbei, wir leben in unserem ganz eigenen Minikosmos. In Neukölln, oder Kreuzberg oder wo auch immer. Wir filtern die Reizüberflutung, halten der täglichen Sinnes-Explosion stand. Weil wir einamtmen, was wir einatmen wollen. Weil wir da sind, wo wir uns wohl fühlen. Weil Berlin für uns kein Ausflug, sondern ein Lebensabschnitt ist. Und weil wir hier tun und lassen können, was wir wollen.
All die wilden Parties, das Lametta, die verrückten Menschen und Hunde in Kleidern – ja auch wir bemerken sie, sind sogar Teil davon. Aber wenn wir müde sind und all dem Trubel überdrüssig, dann leben auch Hauptstädter ein ganz normales Leben. Ein Leben in den eigenen vier Wänden, im eigenen Kiez, der nichts anderes ist als ein Dorf, nur bunter und voller und sättigender. Es fehlt uns an nichts. Wir haben eine Tür, die wir schließen, wenn alles zu viel wird – aber das Schlüsselloch raus in die wilde Welt bleibt. Und immer dann, wenn uns die Lust packt, gehen wir auf Reise. Denn das hier ist Berlin – eine Wundertüte, die sich täglich neu füllt.
Arte hat eine Doku fernab vom Wahnsinn gedreht und ist doch mitten drin:
danke an marcel von amy&pink für den tipp!