Bucht-Tipp: Virginia Woolf – „Mrs Dalloway“

30.03.2011 Allgemein, Buch

„Bei diesem Buch habe ich beinahe zu viele Ideen. Ich will Leben & Tod, geistige Gesundheit & Wahnsinn zum Ausdruck bringen; ich will Kritik am Gesellschaftssystem üben & es in Aktion vorführen.“

Mrs Dolloway zählt längst zu den Klassikern der Moderne, zu den bedeutetsten Büchern des 20. Jahrhunderts. Bereits 1925 erschien die Erstausgabe des streckenweise verwirrenden Werks, es bedarf also hie und da ein wenig Hingabe, um sich nicht im Wirrwarr der spiegelbildlichen Protagonisten zu verlieren, jedenfalls ging es mir so. Die Autorin Virginia Woolf litt an Depressionen und begann später Selbsmord, war aber zugleich ein Genie. Sie begründete die Technik des sogenannten „stream of consciousness“ (die ungeordnete Folge von unzähligen Eindrücken, die das Bewusstsein empfängt) und schuf mit „Mrs Dalloway“ ein Paradebeispiel für den perfekten „Bewusstseinsstrom„.

Ganz gezielt wurde also nur ein einziger Tag im Juni 1923 als Schausplatz der Geschichte gewählt. Clarissa stammt aus der englischen Upper Class und führt ein recht geregeltes Leben, Septimus verzweifelt am Leben und leidet noch immer unter den bleibenden Bildern des ersten Weltkriegs, die sich fest in seinen Kopf gebrannt haben. Sie wird am Abend eine Party geben, ist krampfhaft bemüht, den gesellschaftlichen Ansprüchen Stand zu halten, er wird sich das Leben nehmen. Und hier treffen sich die Geschichten der beiden. Denn Septimus‘ Nervenarzt erscheint im Zuge des Suizids seines Patienten zu spät auf im Hause Dolloway. Bevor dies allerdings geschieht, liegt das gesamte Interesse des Lesers auf der Innenwelt der Romanfiguren.

Clarissa bereitet sich auf den Abend vor, wir bekommen all das, was sich in ihrer Gedankenwelt und in ihrem Leben an diesem einen Tag abspielt, mit. Ungefiltert. Fragen, Zweifel, Monologe, Dialoge, Assoziationsfetzen. Gemischt mit sämtlichen Eindrücken von Septimus und zahlreichen Überblendungen- die Innenwelten der Protagonisten auseinander zu halten, fiel mir manchmal schwer. Gegenwart und Erinnerung, Reales und Imaginäres, zahlreiche Stimmungen – all das mündet aber in einer Anziehungskraft, die nicht dem geringsten Spannungsbogen bedarf und unsere Köfpe ab und an kräftig durchwirbelt.

Obgleich sich der gesamte Roman auf Innenwelten stützt, dreht er sich im Grunde um das große Ganze, um unsere Gesellschaft, oder eher: Die Gesellschaft von damals. Es geht um die Selbstverwirklichung der Frau, um Klassengegensätze und die Furcht der Oberschicht vor sozialen Veränderungen, um den Umgang der Gesellschaft mit psychisch Kranken und die Vergänglichkeit des Lebens.

Action dürft ihr bei diesem Buch nicht erwarten, aber wenn man sich auf das Konstrukt der Gedankenströme und Handlungsstränge einlässt, wird man in einen seltsamen Bann gezogen, der nicht mehr loslassen will, bis die letzte Seite gelesen ist. Mein Buch-Tipp des Tages!

P.S: Hier könnt ihr das gute Stück bestellen!

Trailer zur Verfilmung:

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