Osama Bin Laden ist tot. Man hatte ihn in einer Luxusbleibe des Ferienorts Abbottabat aufgespürt und mit einem gezielten Kopfschuss umgebracht.
Jahrelange Arbeit des Geheimdienstes stecken hinter dem Fall jenes Verbrechers, der dem „Kampf der Kulturen“ seit dem Terroranschlag des 11. Septembers ein Gesicht gab. Die ganze Welt jubelt. Denn ohne ihn, die rauschebärtige Personifizierung des Grauens, hätten weder der Irak noch Afghanistan Krieg geführt und die USA hätte nicht zum „Kreuzzug“ ausgeholt. USA, USA, USA! In den Straßen versammeln sich Menschenmassen und feiern, als hätte jemand die Welt von Aids befreit. Sie feiern, weil ein Mensch gestorben ist. Weil dieser Mensch ein Monster war. Ob das richtig ist, weiß ich nicht.
Als ich vom Tod Osamas hörte, stellte sich bei mir weder Erleichterung noch Freude ein. Der erste Gedanke: Der blöde Wichser ist tot. Aber es gibt dort drüben sicher ein paar Jungs, denen das ganz und gar nicht gefallen wird. Auch die Medien bestätigen: Nein, diese Welt ist nun nicht unbedingt eine sichere Welt. Man rechnet mit Rachekaten. Kein Wunder, denn der Rattenschwanz des Bösen ist wohl einige Kilometer lang. Ich bezweifle, dass Bin Laden die Eventualität seines Ablebens ignoriert hat – wahrscheinlicher ist wohl, dass er vorgesorgt hat.
Menschenrechtorganisationen veruteilen die Tötung des Massenmörders. Er hätte gefangen und vor ein Gericht gestellt werden müssen. Aber auch diese Möglichkeit scheint mir wenig angebracht. Denn seine Machenschaften hätte damit wohl niemand ausbremsen können. Wir sitzen also hier, wissen nicht, was der Tod des Mannes bedeutet, der ein Heer extrem gewaltbereiter Fanatiker hinter sich stehen hat. Zeitungen geilen sich am Tod des modernen Assassinen-Fürsten aus Saudi-Arabien auf, das Fernsehen zeigt Jubelchöre erleichterter Bürger, Magazine wie die Times Titeln wortlos den Kopf Bin Ladens – zurecht? Irgendwie schon, das ist mir klar. Der Westen wird seine Vorurteile gegenüber des Islams nicht mehr mit diesem Gesicht, diesem alten Mann mit der Kalaschnikow, nähren können. Vielleicht läutet der Tod des dunklen Fürsten einen Neuanfang ein. Ja, ein großer Schritt ist getan. Blutige Taten bleiben eben doch nicht ungesühnt. Das Feiern des Todes eines Menschens befürworte ich dennoch nicht. Stellen wir uns damit nicht selbst auf eine Stufe, von der wir uns doch eigentlich distanzieren wollen? Grund zur wahren Freude gibt es erst, wenn die Welt wieder zu einer Einheit zusammengewachsen ist und die Gehirne der Masse verstehen, dass es mehr als dem Abgang Osamas bedarf, um dem Terror den Garaus zu machen.