„Kurz vor dem Kollaps ist es am schönsten: Kreuzberg bereichern neuerdings Prolltouristen und Anzugträger.„
Einen durchaus amüsanten und dabei wohlmöglich sehr wahren Artikel gibt es derzeit im Feuilleton der ZEIT nachzulesen. Thomas Gross schreibt nieder, wie es gerade um den Berliner Stadtteil „Kreuzberg“ steht, inklusive Gentrifizierungs-Thematik. Die Bohème bekommt sein Fett weg (wenn auch bloß subtil) und es heißt, unsere türkischen Nachbarn würden sich ob der knatternden Rollkoffer so langsam aber sicher aus dem Staub machen, denn auf Touri-Prolls hat wohl niemand wirklich Bock.
Beim Lesen der Artikel-Zeilen musste ich an meine lieben Verwandten in der Heimat denken, für die Neukölln anscheinend noch immer gemein gefährlich zu sein scheint und Kreuzberg so oder so hochgradig asozial – wenn die wüssten, wie sich beide Stadtteile in den letzten Jahren gemausert haben, sie würden ihrern Sinnen nicht mehr trauen. „Das frühere Schmuddelkind ist auf seine alten Jahre nochmal schick geworden.“Eine winzige Frage bleibt allerdings bestehen: Ist das jetzt gut oder schlecht? Sind die noch recht preiswerten Mieten Schuld an der miesen Kunst in Berlin? Rotten hippe Studenten den Ur-Berliner nach und nach aus? Wohin gehen all jene, welche die steigenden Wohnpreise nicht mehr bewerkstelligen können? Ist es aber nicht auch gut, dass es sicherer und ruhiger im Kiez geworden ist? Wie dem auch sei. Es ist, wie es immer ist. Hype zerstört den Zauber. Irgendwann wird vielleicht auch Kreuzberg wieder in Ruhe gelassen werden – man munkelt schließlich schon seit geraumer Zeit, der Wedding sei inzwischen der Place to be im dicken B.