Eigentlich ist’s ganz einfach: Wer lächelt und die nach oben gerichtete Haltung der Mundwinkel dann auch noch ernst meint, gilt als nett. Sypmathisch. Gesellig. Wasauchimmer. Menschen, die das Näschen hingegen in den Himmel recken, und sei es auch bloß ein ganz unterbewusster Trieb, werden verhöhnt, belächelt, ausgegrenzt, gemieden. Wen die Hürden des Leben besonders schwer getroffen haben, schlägt sich zudem mit dem oftmals auf großstädtischen Straßen anzutreffenden Problem der „Gesichtssratte“ rum. Schön ist das nicht. Aber offensichtlicht erstrebenswert.
Normalerweise verhält es sich in der Welt der Mode und glamourösen Magazine nämlich so: Wir bekommen Designerfummel vorgelegt, allglatte Körper, porenfreie Puppengesichter. Makel sucht man vergebens, außer ein x-beliebiger Trend verlangt gerade danach. Das ist natürlich höchst absichtlich so. Denn was die Leserin laut Umfragen gern sehen und lesen möchte, setzt sich aus vielen kleinen Aspekten zusammen, die gemeinsam betrachtet eine kleine Utopie darstellen. Ein Märchenland, dass niemals zu erreichen ist. Ein Traum, der in gestressten Köpfen für Wohlbefinden sorgt. Eine Frauenzeitschrift, die bloß Erschwingliches abdruckt und zeigt, wird nicht angerührt, einfach liegengelassen. Denn Platz für Wünsche birgt sie nicht. Bezüglich beliebter Modelposen hingegen, scheint es sich gar gegenteiliges zu bewähren. Doof gucken kann jeder, schwer ist das nicht.
Wieso zum Teufel ist es dann so, dass mich und uns ständg hochnäsige, eingefrorene Visagen anblicken. Dieses Schönheitsideal, dieser Mantel der Unantastbarkeit, wird mir auf Ewig ein Rätsel bleiben. Geht´s um Editorials, verstehe ich das Ganze Gehabe à la „die passende Stimmung muss transportiert werden“ ja noch. Aber ich habe mal Probeweise eine kleine Zählung in der Vogue durchgeführt. Bei 12 lächelnden und 43 versteinerten Mienen hisste ich die weiße Flagge und gab mich letztendlich damit zufrieden, dass wohl nicht die dort drüben, sondern ich selbst auf der Leitung stehe. Denn wenn man debil dreinschaut und dazu noch weniger als 50 Kilogramm wiegt, dann fällt man ins berühmt-berüchtigte Topmodel-Schema. Die müssen eben so gucken. Sonst wirkt die Kleidung am Ende noch tragbar und freundlich, statt elegant und superteuer.
Ja, das Gezeigte scheint einem ganz bestimmten Schlag Menschen vorbestimmt zu sein, wir Normalos haben nichts zu suchen in diesem Minikosmos der gepuderten Wangenknochen. Wäre das nämlich doch der Fall, bzw. würde uns eben das suggeriert werden, würden wir uns, gelinde gesagt, einen feuchten Furz dafür interessieren. Scheinbar will der Konsument, also wir, sein visuelles Leben im Dschungel der Nichtssagenden Gesichter fristen, heroisch und von oben herab angeblickt werden. Schade irgendwie. Aber sonst gäb’s ja auch nichts zum aufschauen.
Zeit für’s Phrasenschwein: In was für einer Welt leben wir eigentlich?
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