Schau11 – Die Modenschau der Universität der Künste

07.07.2011 Allgemein, Mode, Event, Berlin

Für uns war es nicht Michael Sontag, der unsere Fashion Week eröffnete, sondern vielmehr mehrere Dutzend Studenten, die den Startschuss zur Berliner Modewoche gaben: Die Designer des Grund- und Hauptstudium sowie die des Bachelor bzw. Diplomanden-Jahrgangs der Universität der Künste Berlin, kurz UdK, zeigten all ihr Können gestern Abend in ihrer Abschlussshow. Die Location der wunderbaren Modenschau war in einem Teil des ehemaligen Kraftwerks „Trafo“ und hätte nicht besser gewählt werden können:
Wahnsinnig hohe Wände, roh, unrenoviert und leicht düster – perfekte indirekte Beleuchtung, eine Bar aus hunderten roten Pfandkästen und ein wahnsinnig langer Laufsteg im Obergeschoss machten die Show großartig. Über eine improvisierte, baustellenartige Treppe ging es empor und ich sah mich vor meinem inneren Auge schon hinunterfallen und die Menschenmenge dahinter, es mir daraufhin gleich tun. Ging aber alles gut und so konnten der Abend beginnen. Und das tat er auch: mit dem Grundstudium.

Choose White:

„Choose White“ und „Near East“ waren die beiden Oberthemen und die waren Programm: Während sich das erste Thema vor allem auf die monochrom weißen Looks konzentrierte, die sich darüber hinaus über unterschiedliche Materialien definieren sollten sahen wir bei der Interpretation des „Nahen Osten“ vor allem Kimonos und ganz viel Nessel-Materialien. Die Kombination aus westlicher und fernöstlicher Kultur vereinte sich perfekt in der Neuinterpretation der Outfits und wurde vor allem durch verschiedenste Farbexplosionen besonders hübsch.

Near East:

Im Hauptstudium war es vor allem das Thema „Klassiker„, das mich besonders in seinen Bann zog. Zu einer Variante von Beethovens 9er schritten die Models über den Catwalk und zeigten traditionelle Anzüge über und über mit Löchern, schnieke Plisseeröcke in graublau kombiniert mit Military-Applikationen oder alte Pumps ohne Absatz. Die Studenten wollten sich mit dem Spannungsfeld „zwischen saisonbedingter Innovation und gleichzeitigem Anspruch nach trendresistenter Kontinuität“ beschäftigen und das ist ihnen für meinen Geschmack perfekt gelungen.

Klassiker:

Ein weiteres und wunderbar gelungenes Thema der Studenten des Hauptstudium: „Super ! Vision“ oder – der Blick in die ferne Zukunft. Und was wird da neben neuesten Technologien im Fokus stehen? Genau, noch mehr Individualität und vielleicht ein Hauch Tradition. Et voilà, die Zukunftsvisionen der Studenten: Neopren reiht sich an überdimensionierte Strohhüte, Stücke aus Haar an futuristisch wirkende Neondetails.

Super ! Vision:

Weitere Themen: Limited Edition, Collector’s Collection

Waren die Designer des Grund- und Hauptstudiums deutlich experimenteller und vielleicht auch ein bisschen untragbarer unterwegs, ging es bei den Abschlussjahrgängen der Bachelor- und Diplomklassen deutlich ruhiger und kommerzieller zu:

Besonders spannend fand ich die Stücke von Rebecca Sammler, die mich durch ihre schmalen Silhouetten sofort verzauberte. Auch die Kombination mit Silikonleggings, die im Licht changierten, fand ich durchaus hübsch anzusehen. Einziger Nachteil: Die Designer scheint ein Faible für Pelz zu hegen, den ich nicht teilen mag. Ein hübscher Austausch des echten Materials mit einem anderen hätte die Kollektion sicher nicht entzaubert.

Absolventin Jorinde Barke räumte gestern dagegen bei der Jury richtig ab – sie gewann nicht nur als einzige ein sechsmonatige Coaching bei Escada, sondern auch ein weiteres bei einer Agentur und könnte damit den ersten Fuß in die Tür zur erfolgreichen Modedesignerin setzen. Ihre Kollektion: schlichte Stücke, warme und erdige Töne, transparente Stoffe und minimalistische Designs:

Weitere Designer der Abschlussklassen: Vivienne Appelius, Inga Schulte, Julie Eilenberger, Laura Wollentarski.

Merci für den schönen Abend. Wer sich alle Kollektionen des Abschlussjahrgangs mal genauer anschauen mag, sollte hier einmal nachschauen. Und wer von euch jetzt denkt „das will ich auch studieren“, sollte hier vorbei schauen.

Schau11 – Die Modenschau der Universität der Künste

  1. Ana

    Wahnsinn, so viele junge Talente, schade, dass nur eine gewinnen konnte. Bzw. einen Startschub bekommen konnte. Verdient hätten es meiner Meinung nach alle. Am besten gefallen mir die Klassiker, die doch nciht so leicht neu zu kreiren sind.
    Grüße,
    Ana

    Antworten

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