Der einzige Grund, weshalb wir diesen Text nicht mit einer Hassparole oder wahlweise schallendem Gelächter beginnen, ist der, dass uns recht früh beigebracht wurde, uns bloß nicht auf die Ebene all jener Menschen herabzulassen, die wir verachten: Gemeint sind in diesem Fall rund 250 Neonazis. Ein wenig Schadenfreude steckt dennoch in uns.
Am vergangenen Wochendende feierten hunderte offensichtlich politisch fehlorientierte Musikfans beim „Rock für Deutschland“ in Gera ihre Nationalität und Gesinnung, ohne dabei wohl im geringsten geahnt zu haben, dass sie den „Guten“ im Folgenden mächtig auf den Leim gehen würden. Um den Besuchern dieser wenig stilvollen Veranstaltung modisch, vor allem aber geistig, ein wenig auf die Sprünge zu helfen, schleuste ein anonymer Strohmann ganze 250 „Trojaner-T-Shirts„auf das Festival. Schwarz und böse sah das Ganze aus, denn der obligatorische Totenkopf war ebenso als Druck vorhanden wie die kriegerische Botschaft “Hardcore Rebellen – National und Frei” darunter. Verteilt wurden die Shirts gratis und so erfreute sich jedes einzelne Exemplars eines bis dato glücklichen neuen Besitzers. Nach der ersten Wäsche aber, kam dessen wahre Aussage zum Vorschein, denn Totenkopf und Slogan verblassten wie durch Zauberhand. Das vorher grenzwertige Shirt strahlte fortan im neuen Glanz und trägt seither die Aufschrift: “Was dein T-Shirt kann, kannst du auch – Wir helfen dir, dich vom Rechtsextremismus zu lösen“ – inklusive Kontaktdaten der gemeinnützigen Initiative für Aussteiger Exit in Berlin.
Ihren Weg auf das Konzert fanden die wundersamen Stoff-Shirts durch den Veranstalter selbst: Getarnt als Kleiderspende eines angeblich gleichgesinnten Rechtsextremen wurden sie dem Thüringer Landesverband der NPD übergeben, der schließlich die Verteilung dieser edlen Gabe selbst organisierte.
In zwielichtigen Onlineforen wird laut der Süddeutschen Zeitung bereits mächtig gemeckert: “Wieso kamen wir nicht auf sowas?”, “ja fies”, “Für was die alles Geld haben” oder “Ideen ham die, nich normal”. Bernd Wagner, Mitbegründer von Exit und Geschäftsführer der “ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur” äußerte sich im Weiteren allerdings “sehr zufrieden” mit der Aktion, obgleich sicherlich klar sein müsse, dass das T-Shirt wohl keinen Rechtsextremisten dazu brächte, seine Gesinnung von heute auf morgen zu ändern: “Aber unser Name speichert sich in den Köpfen ab. Und wenn dann irgendwann mal einer darüber nachdenkt, die Szene zu verlassen, wird er sich an uns erinnern.”
Dankesehr.
via Spiegel, Süddeutsche und ArtSchoolVets.