Diane Arbus Twins via
Zwei Mädchen betreiben einen Blog, schreiben über dies und das, über Gott und die Welt, aber am aller liebsten über Mode. Die erste Assoziation, sofern man sich in der vorwiegend weiblichen Blogosphäre auskennt, liegt auf der Hand: Hier haben wir es mit Les Mads zu tun – oder im besten Fall mit einer billigen Kopie. Wenn man es sich also wagt, eine eigene Internetplattform mit stark oder auch weniger stark vorhandenem Fokus auf Stoffkreationen aller Art mit täglichen Posts zu bestücken, dann gibt es nicht wenige Menschen, die das ganz und gar nicht gut finden, geschweige denn tolerieren. All jenen angeprangerten Schreiberlingen, darunter natürlich auch wir, wird jegliche Daseinsberechtigung schlichtweg aberkannt. Wieso bloß ist das so? Um es vorweg zu nehmen: Eine Antwort auf diese Frage mag mir auch nach langer Grübelei nicht in den Sinn kommen.
Das Blatt vor dem Mund wird an dieser Stelle beiseite gelegt, dann alle Heuchelei bringt bei der Suche nach der Wahrheit nichts.
Man muss erst gar nicht darüber streiten, dass Burdas Les Mads die Nummer Eins am Modebloghimmel ist und bleiben wird. Jessie und Julia waren die ersten. Die ersten, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, die ersten Mutigen, die das Ansehen von virtuellen Internetplattformen auch in der analogen Welt etabliert haben. Dankbar für diesen Werdegang und all das Durchboxen sollte den beiden jeder einzelne von uns Internetmenschen sein. Neid ist fehl am Platz, denn ich fürchte, niemand möchte und muss mit Vorreitern, mit den “großen Schwestern” konkurrieren. Nein, darum geht es weiß Gott nicht, das wäre vermessen. Les Mads dient an dieser Stelle lediglich als bestes Beispiel. Denn das, was weh tut, ist im Endeffekt der Fakt, dass sogar das Koexistieren von mehreren “kleinen Nachzüglern” verurteilt wird. Das Vergleiche nicht ausbleiben, ist klar und verständlich, aber dass den meisten Blogs die eigene Individualität gar gänzlich abgesprochen und die viele harte Arbeit an langen, eigenen Texten und Beiträgen verpönt, ja nicht einmal realisiert wird, ist traurig. Viele Nutzer und Leser scheinen noch nicht begriffen zu haben, dass sie frei sind und dass die Medienlandschaft es ebenfalls sein und bleiben sollte. Wie steht es zum Beispiel mit Magazinen? Es gibt hunderte, tausende, zu ein und dem selben Thema. Koexistenz? Ja. Nachmacherei? Ja und nein. Denn niemanden stört es.
Hier meckert niemand, hier wird gejubelt und zwar ob der wunderbaren und zugleich notwendigen Auswahl, die ein jeder Konsument durch die enorme Vielfalt geboten bekommt. Du und ich, wir dürfen selbst entscheiden, zu welchem bunt bedruckten Cover wir greifen, wir dürfen uns Meinungen bilden und können uns erst Meinungen formen, weil die Zeit uns ein kunterbuntes Potpourri aus unterschiedlichsten Formaten verschafft hat. Gebe es aber nur eine einzige Zeitschrift in Deutschland, so würden nur die aller wenigsten von uns bekommen, wonach wir wirklich suchten. Es sind doch die kleinen Details, wie der Schreibstil oder die Wahl der Bilder und Themen, die uns an unsere Lieblingslektüre binden. So ist es in der realen Welt, wieso aber nicht in der digitalen?
Wieso begreift denn niemand, dass die Menschheit kopiert, seit sie atmet. Aber nicht, um andere kleiner zu machen, sondern um sich selbst zu finden, um einander zu unterstützen und einen eigenen, ganz losgelösten Charakter zu entwickeln. Einen USP. Das, was einzigartig macht. Es ist lächerlich, beinahe erbärmlich. Wovor hat man Angst, wo zwickt denn bloß der Schuh? Wieso kann die Welt nicht tatsächlich mal heile und rosarot sein? Wieso kann man einander nichts gönnen, wiesowiesowieso. Antworten sind willkommen, ich stehe nämlich auf dem Schlauch.