Henry Holland, dieser unsagbar sympathische Naseweis mit Schwäche für die britische Girlie-Band Girls Aloud. Als ich ihn Anfang 2010 für ein Interview in seinem Atelier traf, war ich zugegebenerweise erstmal skeptisch. Schließlich erwartete mich Agyness Deyns bester Busenfreund, der zugleich auch noch der Big Boss hinter seinem eigenen Brand House of Holland war uns immer noch ist. Ich hatte mit einer äußerst exzentrischen, wenn nicht sogar komplizierten Persönlichkeit gerechnet, aber weißgott nicht mit einem beinahe schon nieldichen Henry, der sein Herz ganz offensichtlich am richtigen Fleck trägt. Seither beobachte ich natürlich ganz eifrig, was Monsieur der Modewelt so präsentiert und bin jedes Mal ganz erleichtert, wenn ich feststelle: Jawohl, er bleibt sich treu, der Gute.
So auch mit seiner Frühjahr/Sommer Kollektion 2012, in der sich abstrahierte Wölcken und Dalmatiner-Flecken an Bonbon-Farben und Pythons schmiegen. „Pastel Punks“ heißt das pastellfarbene Potpourri, das stilistisch irgendwo zwischen waschechten Skinheads, College-Girls und lachenden Zuckerguss-Muffins wankt. Inspirieren ließ sich Herr Holland unter anderem von Fotograf Gavin Watson, der während der späten 60er und beginnenden 70er Jahre eine komplette Punk- und Skindhead-Bewegung dokumentierte. Sehr gelungen, wie wir finden, auch wenn nicht jedes Outfit einen Platz im eigenen Kleiderschrank bekommen würde. Sehr angetan haben es uns aber die von altbekannten Two-Tone zu Three-Tone mutierten Blusen, die den Milchskake-Farben mit ihren steifen Krägen die nötige Seriösität einhauchen.