Kotzbrocken des Tages: Mischa Barton für Tyler Shields – „Fleischeslust“

13.10.2011 Allgemein, Fotografie

Als ich bei den Pimpettes über Tyler Shields neueste Fotoserie mit Mischa Barton stolperte, blieb mir wortwörtlich meine Pudding-Schnecke im Halse stecken und war kurz davor, gleich wieder den Rückweg anzutreten. Ich weiß schon jetzt, dass vielen Kunstfanatikern meine Aversion gegen derartige Inszenierungen noch um einiges übler aufstoßen wird, als mir diese rohen Steaks. Aber bitte, liebe Leute: Das kann doch nicht bloß Vegetariern zuwider sein?

Und hier sind wir wieder am schwierigen Punkt des immer und immer wieder debattierten Drahtseilakts zwischen Kunst und Abfall angelangt. Auch, wenn ich, wann immer rohes Fleisch ins Spiel kommt, zugegebenerweise beinahe pedantisch auf der Kontra-Seite stehe, leuchten mir durchaus auch andere Betrachtungsweisen dieser Schweinerei ein: Mischa, das gefallene Sternchen, als hungriges Tier – eine Kritik an der Gesellschaft, an dem beinahe krankhaften Drang vieler junger Menschen nach Berühmtheit? An all jenen, die sich die Finger danach lecken, von allem nur das Beste zu bekommen? Mischa selbst als nacktes Menschfleisch neben rohem Tier – ein Hinweis auf das Frauenbild des 21. Jahrhunderts, das Salz in der Wunde der nur scheinbar emanzipierten Frau, die noch immer auf körperliche Attribute reduziert wird? Sollen diese Bilder wohlmöglich bewusst Ekel hervorrufen? Um den Verzehr von totem Tier infrage zu stellen? So ein kompletter Schwachsinn. Wir haben es hier mit dem ohnehin schon kontroversen Mister Shields zu tun, das darf man bei allem Gutwillen nun mal nicht vergessen. Miss Barton scheint schlichtweg wieder einen kleinen Skandal zu brauchen – um eben nicht ganz in Vergessenheit zu geraten. Wie zum Beispiel der gute Geschmack.

Shields Beweggründe werden von der Presse wie folgt zitiert:

„Ich sah ihr beim Hamburgeressen zu und musste ständig daran denken, wie ihr Gesicht mit Fleisch bedeckt ist“, schreibt eonline.

Der Fotograf selbst sagt:

“So one day out of the blue I start getting emails with the subject “Mischa Barton” Upon opening the emails I realize they are from her fan club in Brazil they were asking me to shoot her the emails didnt stop for almost 2 weeks at the same time they were emailing me they were emailing one of her best friends about me I randomly met her friend and we talked about it a few days later this happened… She was amazing to work with and I cant wait to do it again. Anyone in London come to my Gallery at Imitate Modern 27a Devonshire ST wed night at 6pm! Also I still have some limited edition prints for sale PRINTS!”

Soso. Ein waschechter Sinn ist also tatsächlich nicht hinter all dem zu erkennen. So funktioniert sie eben, diese Welt der Medien. „Provoziere“ lautete die Devise. Wunderbar, hat alles wieder 1A funktioniert – wir alle schreiben über die Bilder. 1:0 für Mischa und Tyler.

 

Und schlecht geklaut hat der Gute auch noch: Und zwar bei Terry Richardson:

via vogue.

4 Kommentare

  1. philipp

    „kunst ist wenn nicht alle klatschen“ (supershirt) scheint auch hier wieder zuzutreffen. oder nicht?
    ich finde diese provokationen über ekel auch nicht besonders schön, wobei ich hier finde, dass die bilder doch sehr steril und „sauber“ wirken, meine schmerzgrenze ist da eher bei blut und anderen körperflüssigkeiten erreicht…
    und ich stimme dir zu, gerade diese scheinbare sinnlosigkeit dahinter hinterlässt einen komischen nachgeschmack. auch wenn es wohl irgendwie gewollt ist. und eine fadenscheinige erklärung/ausrede die dinge auch meistens nicht besser macht…
    kompliziertes thema…

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  2. Fräulein Mini

    Na lecker… Bloß weil es provokant ist, handelt es sich noch lange nicht um Kunst, finde ich. Das bezieht sich nicht nur auf diese fleischigen Bilder, sondern auch auf einige andere Darbietungen (oder im Kunst-Jargon: Performances). Ich erinnere nur an diesen Künstlern, der sich in der 1970ern zum Abschuss (ja, ich meine tatsächlich Erschießen) zur Verfügung gestellt hat. Er wurde übrigens tatsächlich von jemandem in den Arm geschossen. Unheimlich inspirierend? Wohl kaum. Für mich eher abschreckendes Beispiel.

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  3. Camikatze

    Ich find es nicht eklig, wenn ich irgendwo Fleisch inszeniert sehe… es ist widerlich wie damit umgegangen wird. Man muss kein Vegetarier sein, um den Kopf zu schütteln, wie diese „Künstler“ sich sowas um den Leib binden oder damit arbeiten.

    Welch Verschwendung…. wenn man bedenkt, dass es für andere Menschen Luxus ist, wenn sie vielleicht einmal im Monat Fleisch essen können (jaja, die Debatte wieder einmal). Aber so eine Provokation sollte keine Beachtung geschenkt werden, weils armselig ist.

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