Schleimen nützt nichts, denn irgendwann fliegt man auf – wie gut, dass unsere Gefühle für das Fräulein echt sind. Wir sind verknallt, und zwar bis über beide Ohren. Ein Liebesbrief:
Mein Fräulein,
als ich dich zum allerersten Mal in den Händen hielt, da hing unser Glück noch am seidenen Faden, war bestimmt von der Angst zu versagen, von Zweifeln, ob du all dem Druck wohl standhalten kannst. Heute, ein Jahr später, weiß ich: Ohne dich mag ich nicht mehr sein. Kein Badeblubberwasser könnte mich ohne dich am Wannenrand noch verzücken, kein Sonntag mit Tee meine Seele so streicheln wie du es tust, mit immer neuen Wörterregenschauern und Bildern, welche die schmale Linie zwischen Realität und Traum verwischen. Ohne dich wäre die Welt der Magazine bloß ein Schatten ihrer Selbst, ein lückenhafter Versuch des Strebens nach Vollendung, deren Zustand ohne dich, das Fräulein, wohl noch viele Jahre Utopie geblieben wäre. Du hast es geschafft, bist reifer und schöner und größer als je zuvor, hast zu dir selbst gefunden, zu etlichen Lesern, in tausende von Herzen. Irgendwann einmal schrieb ich: „Geschickt werden platte Frauen Magazine auf dem Heimweg zu einer Wurst zusammen gerollt – mit dem Cover nach innen versteht sich.“ Fräulein, dich würde ich mir am liebsten vor die Stirn binden, damit jeder unser Glück beäugen kann. Danke, dass es dich gibt – heute schon zum vierten Mal.
In ewiger Treue und Vorfreude auf unsere nächste Liaison, deine kleine Jane.
Wer noch einmal nachlesen mag, wer oder was das Fräulein Magazin eigentlich ist, der darf gern hier oder hier reinschnuppern.
Um euch ein wenig Appetit auf die aktuelle Ausgabe des Schmuckstücks zu machen, hier eine kleine Kostprobe:
Interview mit Multitalent Miranda July („The Future“): „Ich fände es lächerlich, keine Feministin zu sein. Eine Frau zu sein, sollte kein Hindernis darstellen. Das ist im Prinzip alles, worum es geht.“
Ein Schnittmuster gibt’s diesmal von Designer Kai Kühne: Moderne Silhouette trifft auf klassische Eleganz – et voilà: Der Penn Coat zum Selbermachen.
Alle Welt redet über Mode – aber wo liegt ihr Usprung, wie ist ihre Bedeutung? „Ursprünglich hörten Skinheads jamaikanichen Reggae, trugen Wollmäntel und Strickjacken von Pringle Of Scotland. Ihr Look zeigt Entschlossenheit und Würde – trotz sozialer finanzieller Benachteiligung. Man kann sagen, was man will: Skinhead Mädchen und Jungs konnten sich verdammt gut kleiden. Kinder von Traurigkeit waren sie natürlich auch nicht, nur: Für Turnschuhe morden, dafür wären sie zu stolz gewesen.“
Lana del Rey ist die „Gangsta-Nancy-Sinatra“ des Internets und kann verdammt gut singen. Fräulein verrät sie: „Ich bemühe mich sehr, ein guter Mensch zu sein. Aber irgendwie ziehe ich verrückte Leute an. Ich habe deshalb immer wieder Ärger.“
Eine wunderbar bebilderte Kurzgeschichte: „Wenn es etwas gab, das er an dem Mädchen liebte, dann die Tatsache, dass er sie als Leerstelle betrachten konnte, als unbeschriebenes Blatt. Das Leben hatte an dem Mädchen noch keine Spuren hinterlassen. Das änderte sich jetzt, gerade jetzt.“
Die Rubrik „Das trag ich für die Ewigeit“: Was nimmt Fotografin Nan Goldin mit ins Grab? „Als sich ihre Schwester umbrachte, war Goldin elf. Seitdem war der Tod immer eine Option für sie. Mit ins Grab nehmen wollte sie erst ihre Notizbücher, dann ihre Kamera und schließlich ihre Katze, aber nur wenn sie zur gleichen Zeit stirbt wie sie.“
Sasha Grey war mal Pornodarstellerin, und zwar eine der krassesten Sorte. Inzwischen spielt sie in einer Industrial Band, spielt in Filmen mit uns brachte einen Bildband über ihre letzten Monate als im Nackedei-Geschäft raus. „Gab es auch öffentliche Anfeindungen Ihnen gegenüber? – Hauptsächlich von fundamentalen Christen (…).“
Horoskope in schön.
Was es sonst noch zu entdecken gibt: Einen Tag in Tel Aviv, Leslie Feist, die wichtigsten Tiere der Welt, Carla Bruni als Anti-Fräulein und noch viel, viel mehr:
Das Fräulein ist ein Frauenmagazin, das auch Jungs lesen sollten, ein wunderbar illustrierte und glanzvolle Nadel im Magazinheuhaufen, ein visuelles und sprachliches Phänomen mit ganz viel Hirn, Herz und irgendwie auch dicken Hoden. Los, Los! Auf zum Kiosk – ab sofort!
P.S: Hier könnt ihr Fräuleins Freund werden!