Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sehr ich einst über das schwedische Brand Acne schimpfte. Darüber, dass es beinahe an eine Unverschämtheit grenzt, für beispielsweise Jerseystoffe so viel Geld zu verlangen. Und ja, ich meckere dann und wann auch immer noch über spärrlich vorhandene Preis-Leistungsverhältnisse und fühle mich dabei wie meine werte Frau Oma.
Doch all das nützt nichts, wenn man sie einmal fern ab von der virtuellen Welt gesehen hat, so ganz real, live und in Farbe, plus Anfassen: Diese Farben und Formen, Schnitte und Stoffe und Taschen und Schuhe und hach. Von Acne. Von dem Label, das ich verfluchen möchte, weil es so eine verdammt wunderbare Kollektion für das kommende Frühjahr in petto hat.
Johansson, der hinter all den Sternen-Cut-Outs, dem funkelndem Leder, den Bauchfrei-Outfits und Racing-Jacken steckt, bediente sich am bunten Marrakesh mit all seinen Gewürztönen und inspirierenden Facetten. Und zwar nicht auf diese politisch korrekte „Wir-lieben-die-Vielfalt“ – Weise, mit der sich schon so manch ein Designer zum Gutmensch machen wollte, sondern mit punktgenauer Stilsicherheit, die den Nerv der Zeit gleich doppelt trifft: Kultur und Design feiern Hochzeit, kantige, körperferne Silhouetten lehnen sich an steife Materialien, um kurz darauf mit der Südsonne zu weich fallenden Flächen zu zerfließen. Wir hatten schon einmal über diesen Designer gefachsimpelt, über Johansson und sein Marrakesch – und darüber, ob Dolce & Gabbana nun wirklich eine erneute Sternenflut ausgelöst haben. Was auch immer, uns bleibt die Spucke weg.