Kunst: Reminder – Ai WeiWeis Geschichte & Ausstellung im Gropius Bau | Berlin

02.11.2011 Allgemein, Kunst, Berlin

Auf einer Sympathie-Skala von eins bis Benjamin Blümchen erreichte der autoritäre Staat China mit seiner maroden Parteiführung in diesem Jahr den unterirdischen Punktestand -10. Gut, das ist nichts neues, denn wer eine „Große Firewall“ zur Bekämpfung der digitalen Informationsbeschaffung sein Eigen nennt, wer seine Bürger einschüchtert, einfängt und einsperrt, der hat keine große Mühe, zum Hassobjekt zu avancieren. Wer nicht artig ist, wird bestraft. Artig ist, wer tut, was man von ihm verlangt und niemals blöde Fragen stellt.

Ai Weiwei ist neben Persönlichkeiten wie Liu Xiaobo, seineszeichens Schriftsteller und Staatsfeind Nummer 1, und Aktionskünstler Chen Li  nur einer von vielen Schikanierten, die für ihre Redefreiheit büßen müssen. Doch die Geschichte des chinesischen Konzeptkünstlers und überzeugten Regimekritikers ist um die Welt gegangen; sie gehört zu den prominentesten Beispielen diktatorischer Gewalt. Noch bis März nächsten Jahres zeigt der Martin-Gropius-Bau Berlin nun erstmals rund 220 Fotografien aus seiner Schaffensphase von 1983 bis 1993 Ai Weiwei lebte damals in New York. Mit seiner Kamera fing er das politisch und künstlerisch aufregende Leben der Stadt ein, wahrgenommen mit den Augen eines Künstlers aus China.

Nach seiner Zeit in New York verschlug es ihn nach dem Tod seines berühmten Schriftsteller-Vaters Ai Qing zurück nach China, wo er durch seine Konzeptkunst, Performance, und Fotografie zum wichtigsten Künstler Chinas wurde. Am 3. April dieses Jahres aber wurde Ai Weiwei als vermisst gemeldet. Die Mächtigen wollen verhindern, dass kritische Stimmen gehört werden. Sie wollen sie vernichten”, waren Ai Weiweis Worte, kurz darauf wurde seine Vermutung zur bitteren Realität. Die Ehefrau des Künstlers bekam Redeverbot, zwei seiner Mitarbeiter und Liu Xiaoyuan, einer seiner Anwälte, waren ebenfalls verschwunden. Kunst als Ausdruck innerer Gefühle, Gedanken, Zweifel? Kunst als Protest gegen das Regime? Ein riskantes Spiel. 80 Tage lang wurde Ai wegen seiner künstlerisch-subversiven Aktivitäten festgehalten, im Juli kam er „frei“.

Nach einer vom Guggenheim Museum New York initiierte Unterschriftenliste, die von über 140.000 Personen unterzeichnet wurde, nach dem von Alexander Ochs initiierten Berliner Appell „Freiheit für Ai Weiwei„, der von über 4000 Menschen, darunter Günter Grass und Norbert Bisky, unterstützt wurde, nachdem sich Künstlergrößen wie Olafur Eliasson und Anish Kapoor gemeinsam für die Freilassung Ai Weiweis stark machten, hielt China dem öffentlichen Druck irgendwann nicht mehr stand. Man gestattete Ai Weiwei schließlich, in sein Studio in Beijing zurück zu kehren – Gespräche mit der Presse und das Verlassen der Stadt sind strengstens verboten.

Gestern dann wurde bekannt, dass Ai Steuern in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro zurückzahlen soll. „Die Forderungen wertet er als Versuch der Behörden, ihn ruhigzustellen. Zahlt Ai nicht, drohen ihm sieben Jahre Haft“, schreibt Spiegel Online. Mit seinen öffentlichen Worten in der Times behält Wei Jingsheng offensichtlich recht: „In China nicht das Gesetz sondern die Willkür der Staatsmacht.“

 

Ai Weiwei in New York – Fotografien 1983-1993

Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Telefon: 030 254860

Mittwoch bis Montag | 10:00–20:00
Dienstag geschlossen
Di nach Weihnachten (27.12.) geöffnet. 24.12. und 31.12. geschlossen.

Mehr Infos zur Ausstellung hier.
Danke Mitteschön für’s Dran-Erinnern! <3

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