Nneka ist eine kleine Frau mit großen Plänen und einer Willenskraft, die gigantischer ist als der Weg zwischen beiden Ländern, in denen sie sich zuhause fühlt: Deutschland und Nigeria, weiß und schwarz. Nneka sagt, sie sei beides. Halb, halb eben, vielleicht ein bisschen mehr Afrika als Hansestadtkind. Entscheiden mag sie sich nicht, bloß eins weiß sie genau: Musik ist der Knotenpunkt, Musik ist Alles und Nichts, Hass und Liebe, alles zur gleichen Zeit.
Als sie mit 19 Jahren nach Hamburg kommt, weiß sie noch nicht, dass es sich lohnen wird zu singen, bis der nächste Morgen anbricht. Sie ahnt vielleicht, dass ihr Debütalbum Victim Of Truth ein paar Jahre später gehört werden würde, aber vom richtigen Durchbruch, der mit der nächsten LP No Longer at Ease folgen sollte, hat sie nichtmal träumen wollen. Die Single „Heartbeats“ wurde rauf und runter gespielt, auf Konzerten und Festivals, in vibrierenden Wohnzimmern und Clubs.
Nneka „My Home“ (Official Video) from Sony Exploitation on Vimeo.
Heute sitzt uns eine 31-jährige Nneka Egbuna gegenüber, die eigentlich allen Grund hätte, ein bisschen stolz zu sein. Vielleicht ist sie das, aber der bildhübsche Lockenkopf zeigt sich bescheiden, fast zurückhaltend. Und trotzdem ist sie stark und bestimmt. Irgendwas liegt in der Luft, etwas, das Nneka zerbechlich macht und trotzdem unbesiegbar. Jedes ihrer Worte hat Gewicht, jede Antwort ist wohlüberlegt. Nneka schafft es, Traumtänzerin zu sein ohne den Halt zu verlieren oder vor lauter weicher Wolken die Realität zu vergessen. Bloß manchmal, da würde sie am liebsten über allem schweben – nur um mal zu schauen, ob nach dieser Welt noch eine andere kommt.