Bild: Lauryn Holmquist.
„Ich verabscheue Menschen, die Beziehungen mit Füßen treten“, hat sie mal gesagt. Seit zwei Monaten schlägt sie ihrer eigenen mit geballten Fäusten ins Gesicht. Denn wenn sie am nächsten Morgen nach Hause kommt, legt sie sich ins warme Bett. Über dem Kopfkissen hängt ein Foto aus dem letzten Urlaub. Ihr eigener Geist hält sie im Arm und drückt ihre Hand. Das Bild ist verblasst, aber die Heftzwecke steckt noch tief in der Wand.
„Ich liebe ihn“, sagt sie immer wieder. Betont, dass das eine nicht das andere ist, dass beides existieren kann und zwar zur selben Zeit. Liebe und Leidenschaft. Bloß getrennt von einander. Zuhause warten Gefühle, in der Welt kalte Küsse. „Ich brauch beides“, weint sie. Weil sie weiß, dass sie sich selbst belügt. Ihr Herz schlägt fest, wenn sie an das Verbotene denkt, das Heimliche bestimmt ihren Tag. Sehnsüchtige Blicke auf das Handy, aus dem Fenster. Vielleicht ist er da irgendwo, vielleicht wartet er, vielleicht will er. Aber was will sie? Liebe oder Leidenschaft? Alltag oder Abenteuer?
via Terry’s Diary.
„Darüber denke ich nicht nach, das ist unser Traum, unsere Illusion“, erklärt A. und fasst sich dabei an die feuchte Stirn, die in Falten liegt. „Ich werde mich nicht trennen, ich will Kinder von ihm. Aber jetzt, in diesem Moment, genügt er mir nicht.“ Sie ist doch noch so jung, so wild und durstig. Und dann kam er, er, der bald heiraten will und doch Angst hat, vor dem was kommt. Vor dem Gefängnis, das einem das Herz zerfetzt, wenn man sich entscheidet, es zu verlassen. Das Endgültige ist das, was jegliche Hingabe unmöglich macht. Die Regeln im Spiel und all die auferlegten Grenzen ersticken die Schmetterlinge im Bauch und formen sie zu Steinen.
„Was nur wir wissen, kann niemandem schaden“, antwortet A, als ich sie nach ihrem Gewissen frage. Und wieder weiß sie, dass sie lügt. Denn ein Teil von ihr geht mit der Lüge zu Grunde und sickert langsam Richtung Hölle. Häng dein Herz nicht an Menschen, summt sie auf dem Weg in die Bar. Für einen Rückzieher ist es zu spät. Leugnen ist sinnlos. Ein Mal ist kein Mal, aber ihr hattet euch schon viel zu oft. Auf dem Boden liegt ein altes Stück Papier. „Entscheide dich“, steht dort in dicken Buchstaben geschrieben. Aber es gibt mehr als einen Weg, mehr als A oder B, mehr als richtig und falsch.
Foto: Nike van Dinther
Am liebsten würdest du weitermachen und warten, was passiert. Der Rest ergibt sich dann bestimmt von ganz allein und Zeit heilt alle Wunden. Aber jedes Spiel hat ein Vorspiel, jede Reaktion einen Auslöser, jeder Knall braucht Dynamit, liebe A. Irgendwas läuft schief, bloß bei wem? Ist es deine Beziehung, die am Stock geht? Dein Freund, der Fehler gesteht und dir mit jedem Wort klaffende Wunden ins Bauchgefühl schneidet? Hast du dein Herz verloren, an den Jungen mit dem Hausgeist, hast Angst vor all den Konsequenzen? Hast du selbst den Halt verloren und die große Liebe, suchst du nur nach einem Ast, der dich stützt, falls du zusammenbrichst? Oder liebst du bedingungslos und echt, aber spürst die Angst, die Gewissheit, dass alles irgendwann Zuende geht? Bist du deshalb süchtig nach Zerstörung und machst kaputt, was droht, dich zu verletzten? Wer bist du, A. Was willst du, A.?
Wie auch immer deine Antwort lautet: Hör auf zu töten, was nicht dir gehört.