Video: „The Secrets of the Little Black Jacket by Chanel“ & Photoshoot

21.03.2012 Allgemein, Mode

Ich weiß überhaupt nicht, wie oft ich jetzt schon über dieses Video gestolpert bin. Jedenfalls waren es einige Male. Bis gerade eben war ich vom Anblick der Produktion eines Chanel Jäckchens allerdings eher gelangweilt als begeistert. Schließlich sind wir alle ja nicht vollends auf den Kopf gefallen – dass ein 1000€ Stück im besten Fall eben sehr detailverliebt und mit äußerster Präzision hergestellt wird, war uns doch zumindest im weitesten Sinne klar. Aber heute, da hat es mich gepackt. Das ist schon wirklich verdammt viel Arbeit. Und bewundernswert obendrein. Oder sagen wir eher: All jenen, die das kleine Filmchen bisher noch nicht gesehen haben, möchten wir es auf keinen Fall vorenthalten.

Da werden sorgfältig Linien gezogen, Nadeln gesetzt, es wird vorgenäht und ausgeschnitten. Und irgendwann ist das kostbare Wunderwerk vollbracht: Das traditionsreiche Jäckchen ist bereit für den Verkauf. Seit Mitte der 20er war es noch Madame Coco höchstselbst, die Hand anlegte an ihren Entwürfen, heute erlernen die talentiertesten Schneiderinnen weltweit das Geheimnis des französischen Luxushauses, so sagt man. Da schließen wir uns doch gleich mal Maries Frage an: Wären wir nach dieser kurzen Einführung in das Handwerk Chanels bereit so viel Geld für eine einzige Jacke auszugeben? Ich fürchte, Nachdenken hilft da nicht. Denn wer ein derartiges Budget in petto hat, den kümmern wohlmöglich auch noch höhere Preise nicht die Bohne. Für alle anderen gilt: Weiterträumen. Was uns aber doch sehr interessiert: Nehmen wir den Machern dieses Clips die uns suggerierte perfekte Atelier-Welt wirklich ab? Ich weiß ja nicht. Aber ich bin auch manchmal viel zu skeptisch. Vertrauen wir dem Medienwirbel heute also einfach mal ganz widerstandslos und erfreuen uns an den unerreichbar schönen Dingen des Lebens.

Bald erscheint außerdem „The Little Black Jacket: Chanel’s classic revisited by Karl Lagerfeld and Carine Roitfield“ – ein Bildband als Hommage an Chanels Klassiker. Hier ein paar Eindrücke vom Shooting:

 

Und das im Video oben hergestellte Exemplar:

3 Kommentare

  1. Christine

    Wenn wirklich jedes einzelne Jäckchen so gearbeitet und so hergestellt wird, wie wir es hier im Video sehen: bei Gott, ja! Es ist 1000 Euro wert, wenn nicht mehr… Aber irgendwie kann ich das nicht so Recht glauben…

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  2. Piper

    Eine kleine Erklärung, WAS eine Chanel-Jacke eigentlich ist:

    Meine Damen, für 1000 Euro gibt es bei Chanel bestenfalls eine Baumwollbluse oder ein T-Shirt! Die Tweedjacken beginnen bei 2500-3000 Euro. Das ist dann aber das Einsteigermodell (einfaches Wollmischgewebe oder Baumwolle, keine aufwendigeren Borten, Details oder Stickereien). Bei Kaschmirtweed, eingewebten Metallfäden oder kleineren Details sind wir dann schnell bei 4000-5000 Euro. Eine Jacke mit Applikationen und auffälligem Bortenbesatz, wie sie uns von den Kampagnenbldern oder aus Illustrierten vorschwebt, jene Jacke, bei der auch jeder Laie aus 3 Metern Entfernung noch sieht, daß es ORIGINAL Chanel und nichts anderes ist, so ein Teil kostet gerne mal 5000-6000 Euro und wir reden hier immer noch von der Stangenware aus der Chanel-Boutique. Coco Chanel hat noch kurz vor ihrem Tod gesagt, daß eine Chanel-Jacke unmöglich in Konfektionsgrößen als Fertigteil hergestellt werden könne, sondern nur als Haute Couture-Modell, handgefertigt und nach Maß. Stangenware und Chanel-Boutiquen gibt es erst seit 1978/79, also fast zehn Jahre nach Coco Chanels Tod. Die Marke Chanel hatte zwischen Cocos Ableben und dem Einstieg von Lagerfeld (also 1971-1983) massive Umsatzprobleme, das Haus hat nur noch mit Parfum Geld verdient, die Modelinie stand kurz vor dem Aus! Und aus dieser Zeit entstammt die Idee, eine „günstige“ Alternative zur echten Chanel Haute Couture zu schaffen und Fertigmode von der Stange in Boutiquen für einen zumindest etwas größeren Käuferkreis bezahlbar zu machen. Noch heute, obwohl unter Lagerfeld die Boutiquen-Linie qualitativ immer besser wurde (KEIN anderer Designer produziert seine Pret-a-porter Kleidung auch nur annähernd so aufwendig und hochwertig!!!), erkennt man einen riesigen Unterschied zwischen einer „echten“ Chanel Haute Couture Jacke und dem, was heute von New York über Moskau bis nach Tokio in großer Stückzahl in den hunderten von Chanel-Boutiquen hängt. All das funktioniert nur, weil Chanel (völlig zurecht) ein solcher Mythos geworden ist und das Marketing des Hauses es geschafft hat, jedem Käufer einer Konfektionsjacke, wie sie Coco selbst noch verachtet hat, das Gefühl zu geben, ein Pariser Couture-Unikat zu bekommen. Selbst Stammkunden, die 10 oder 20 Chanel-Boutique-Kostüme im Schrank haben und Saison für Saison Tausende von Euros in den Boutiquen lassen, denken noch nicht mal über Haute Couture nach, weil diese Modelle preislich noch mal in einer ganz anderen Liga spielen. Wenn ich Golf fahre, ist eine S-Klasse ein Luxusauto, aber längst nicht jeder S-Klassefahrer könnte sich problemlos einen Rolls Royce leisten. Wenn ich in einer Chanel-Boutique eine Jacke für 3500 Euro kaufe, muß ich bei Chanel in Paris für eine Haute Couture Jacke mindestens 35.000 Euro (ALSO DAS ZEHNFACHE!) auf den Tisch legen. Chanels Haute Couture hat heute noch etwa 300-500 Kundinnen weltweit, von denen etwas mehr als 100 regelmäßig Modelle kaufen. Coco Chanel hat in den späten 60er Jahren ein Interview gegeben, in dem sie erzählt, sie selbst besitze zur Zeit 3 Chanel-Kostüme, die sie regelmäßig trage. Daher auch die Philosophie, ein Chanel-Kostüm müsse so zeitlos sein, daß man es ewig tragen kann und von so hoher Qualität, daß es auch ewig hält. Das war eine andere Zeit, eine andere Vorstellung von Luxus, für die heute niemand mehr so viel Geld bezahlen würde. Chanelstil hin, Zeitlosigkeit her, die reichen Kundinnen wollen heute jede Saison neue Chanel-Jacken. Es spielt keine Rolle, ob die Teile zeitloser sind als ein Saison-Fähnchen, sie werden irgendwann aussortiert. Keine Frau, mag sie noch so reich sein, will heute zehn Jahre lang das gleiche Kostüm tragen, so ist einfach der Lauf der Dinge in unserer Zeit. Coco Chanel besaß wahrscheinlich in Ihrem ganzen Leben weniger Chanel-Kleidung als ein Großteil der heutigen Stammkundinnen innerhalb von 10 Jahren an Haushälterinnen und Second-Hand-Läden aussortiert. Ich bin selbst seit 15 Jahren treuer Chanel-Fan und lasse auf das Haus nichts kommen, aber man sollte sich der Tatsache bewußt sein, daß man in der Chanel-Boutique seines Vertrauens den Mythos Chanel bezahlt, nicht die Jacke oder das Kostüm. Sollte man das vergessen, wäre es nicht zu rechtzufertigen, derartig realitätsferne Preise zu zahlen. Das mußte mal raus… AMEN! 😉

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