Es gibt Diskussionen, deren Relevanz uns erst dann bewusst werden, wenn sie denn tatsächlich ins Rollen gebracht werden. Und Fragen, die wir uns erst gar nicht stellen, bis schließlich äußere Einflüsse an unseren Gedanken rütteln. Seit gestern grüble ich über dies und das, aber vor allem suche ich nach einer Antwort. Ist man irgendwann wirklich zu alt für gewisse modische Erscheinungen?
Wer nun laut „JA!“ schreien will, für den ist meine kleine Fotosammlung die wahrste Freude, ein Sammeslorium an Geschmacklosigkeiten. Das wiederum fiel mir erst gestern auf, als jemand, der eigentlich nur schwer zu irritieren ist, einen verzweifelten Blick auf meine Rüschensocken warf. Ich, ahnunglos, strahlte nur nett lächeln zurück. Weil ich mich den gesamten Tag an meinen offenbar infantilen Fuß-Accessoires erfreute. Mode ist eine ernste Angelegenheit, wenn man das Ganze recht nüchtern betrachtet. Es geht um viel Geld, um das eigene Image, um Innovation, den Spiegel der Gesellschaft – und der eigenen Persönlichkeit. Was sagen also Söckchen oder wahlweise Latzhosen über mich selbst aus? Hege ich schlichtweg eine panische Angst vor dem Erwachsenwerden, läuft da einfach etwas schief in jenem Hirn-Areal, das zuständig ist für den guten Geschmack?
Ich sage: „Weder noch“ und füttere fleißigst das Phrasenschwein: Mode, im Privaten, muss Spaß machen. Wir sollten uns ans ihr erfreuen, tun und lassen können, wonach uns der Sinn steht. Komisch finde ich, wenn man genau das in Frage stellt. Seltsame Blicke, schnippige Kommentare – wieso? Ich bewundere jeden einzelnen Menschen in meinem Umfeld, dessen Euphorie hinsichtlich der vielleicht schönsten materiellen Erfindung unser Welt mir förmlich ins Gesicht springt. Und trotzdem höre ich immer wieder den gleichen Satz: „Bist du langsam nicht zu alt für sowas?“ Wieso? Weil man in Latzhosen ziemlich schnell aus der Kategorie „sexy“ hinaus purzelt und im schlimmsten Fall temporär vom Single-Markt verschwindet? Und nochmal zurück zu den Rüschen: Kindergartenkinder haben schließlich auch einen gewissen Geschmack . Ist es so verwerflich, wenn man ihn teilt? Ich sehe ein, dass irgendwann die Zeit kommen wird, in der man sich selbst abwendet von Schnickschnack wie diesem. Dies sollte aber aus eigenen Stücken geschehen und nicht aufgrund fremder Überzeugungsarbeit.
Was uns fehlt, ist Toleranz. Und manchmal frage ich mich, woher dieses Problem wohl rührt. Manch einer würde an dieser Stelle einmal mehr auf dem „Neidfaktor“ herumhacken. À la: „Nur weil sie sich selbst nicht trauen, weil ihnen ihre eigene Fadheit sozusagen auf dem Silbertablett serviert wird“. Aber das kann es doch nicht sein? Ist man nicht nur neidisch, wenn man wirklich etwas schön findet? Ich jedenfalls kann jedes Kotzbröckchen im Hals hinsichtlich modischer Finessen wie dieser verstehen – man darf Dinge ja auch hässlich finden. Das passiert mir selbst sehr oft. Und trotzdem kommt mir nicht in den Sinn, darüber zu fluchen. Wie schön, das Geschmäcker verschieden sind.
Ich drehe mich im Kreis und finde keine Lösung für das „Wir sind zu alt dafür“ Problem. Eine Glaskugel wäre gut jetzt. Werden wir jemals begreifen, dass Schranken im Kopf nur hinderlich sind uns jede Freude im Keim ersticken?
Zu bunt:
Zu asi, zu freizügig, zu alles:
Zu kindisch:
Viel zu kindisch:
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