Letztens am Küchentisch, eine dieser typischen Szenen. Wein und selbstgemachte Pasta, plötzlich Melancholie. „Glaubst du, wir provozieren die Dramen in unserem Leben, weil wir Angst haben, sonst zu vertrocknen, weil wir das brauchen, um inspiriert zu sein?“ -„Ja.“
Die Antwort fiel mir nicht leicht. Weil das alles so nach Geltungsdrang klingt und Freaktum. Aber ja, verdammt. Nach drei Joints sieht man die Dinge manchmal klarer und plötzlich macht es Boom im Kopf. Die Retrospektive gibt mir recht: Die glücklichsten Momente in meinem Leben waren die einfallslosesten.
Versteht mich nicht falsch, ich rede nicht von Glück im klassischen Sinne, ich meine, was ist das, Glück? Ich bin eigentlich immer glücklich, irgendwie, außer die monatlichen PMS-induzierten Hormonschwankungen verknoten mein Gehirn auf absurde Art und Weise. Scheiße fühlt sich das an. So scheiße, dass ich manchmal geneigt bin, mich wieder an der Uni einzuschreiben. Einfach so, bloß, damit ich drei ganze Tage der Woche einfach so verschlafen könnte und Semester schieben, Vorlesungen online streamen und dabei leiden, flach im Bett liegend, wegen der irren PMS. Die Realität sieht anders aus, aber jeder hat schließlich Träume, das ist wichtig. Meiner Logik zufolge müssten das demnach die produktivsten Tage des Monats sein. Aber auch das ist falsch. Diese Art von Traurigeit bringt uns kein Stück weiter. Wir müssen von innen heraus bluten. Worum sich alles dreht, ist doch die Liebe. Was wir brauchen, ist Drama. Und richtig mieser Herzschmerz.
Laufen die Dinge in geregelten Bahnen, wird es langweilig und Gedanken hängen irgendwo in der Pipeline fest, um erst Tage später ganz seicht vorne raus zu tropfen. Förderlich ist das nicht, jedenfalls nicht für das, was man Kreativität schimpft, höchstes für den Schlaf. Hier beginnt der Teufelskreis, hier liegt das Problem. Menschen wie wir können nicht einfach auf dem Sofa sitzen, Popcorn essen und im Märchenpärchenwunderland versinken. Stattdessen ertrinken wir darin und irgendwann steht uns das Wasser bis zum Hals. Das alles dient bestenfalls als gut gemeinter Urlaub. Als kurzzeitige Theraphie, um wieder klar zu kommen, nach all dem Chaos. Nach all dem selbtverschuldeten Wahnsinn, denn meist liegt der Kern des großen Übels ganz allein bei uns.
Manchmal denke ich darüber nach, ob das sowas wie ein Selbstzertörungsmechanismus ist, der im richtigen Moment alles in Schutt und Asche legt, eine Art Automatismus, der einzig und allein dafür sorgt, dass wieder Bewegung in den Alltag kommt. Kurz bevor man ankommt, da, wo jeder hin will, in diese Blubberblase voll Harmonie, setzt sich die Maschinerie in Gang und jagt wie eine Abrissbirne durch die heile Bezeihungswelt. Totalschaden, von jetzt auf gleich. Irgend ein Grund findet sich immer, sei es ein falsches Wort, die falschen Freunde oder das Gegenteil, die unerträgliche Perfektion. Notbremse. Und plötzlich fließen sie wieder, die Gedanken. Das weiße Blatt Papier ist nicht länger Endgegener, sondern Homie, ein Fangbecken für all die geistigen Ergüsse, die das Drama ab sofort wieder durch die körpereigene Umlaufbahn schießt. Art never comes from Happiness. Echt wahr.
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