Es ist so weit, Acne hängt mir zum Halse raus. Acne hier, Acne da, alle schreien nur nach Acne, wir ja auch, aber jetzt reicht’s. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns überhaupt noch die etwas ausgefalleneren Stücke des schwedischen Brands leisten konnten, denn selbiges befindet sich seit einigen Saisons auf dem extrem aufsteigenden Ast, was so viel heißt wie: Acne spielt mittlerweile ganz oben mit, in einer Liga, die wir künftig wohl eher aus der Ferne betrachten – mit Ausnahme dieser Tage, an denen uns der Sinn mal wieder nach einem ziemlich überteuerten Basic steht oder der Sale uns in die Knie zwingt. Das kann natürlich durchaus nochmal passieren. Und dann ist es wieder an der Zeit, sich einzugestehen, dass man dem Hype überaus unreflektiert gegenüber steht, denn Polyester für mehrere hundert Euronen, hallöchen? Gut ist das nicht.
Umso erboster bin ich deshalb darüber, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als vor der kommenden Frühjahrskollektion meinen imaginären Hut zu ziehen. Nachdem die letzten Entwürfe samt breiter Taillengürtel gottlob nicht gefallen wollten, bin ich diesmal ernsthaft begeistert.
Wir hatten ihn schon herannahen sehen, den Cowgirl-Trend et voilá, da ist er. Verfeinert mit ein wenig Matrix-Attitüde und Emmylou Harris‘ Neil Young Cover von „Wrecking Balls“ im Ohr geht’s also geradewegs Richtung Gipfel, jedenfalls wenn man mich fragt. Das ist vielleicht die beste Kollektion, die Acne je gezeigt hat. Und zwar nicht etwa, weil man das Bedürfnis verspüren würde, das alles zu besitzen, sondern weil das Betrachten der Kreationen endlich wieder Spaß macht. Weil es Finessen zu entdecken gilt und das Auge endlich wieder mit ein bisschen Neuartigkeit gefüttert wird – ob’s am Ende gefällt, bleibt jedoch weiterhin Geschmacksache.
Slit Pants und Wickelröcke, gerüschte Ärmel und bodenlange Kleider schreien nach Romantik und erinnern sogar ein kleines bisschen an Boy George. Wo wir dann auch schon bei der Kastenform der 80er Jahre angelangt wären. Im Gegensatz dazu gibt’s viel graphisches in Streifenform, urbane Schnitte und neue Silhouetten, deren Mitte immer weiter Richtung tiefer Hüfte rutscht. Insgesamt lohnt sich jedenfalls immer ein zweiter oder gar dritter Blick, denn alles dreht sich um’s Detail. Was die Gladiatoren-Sandalen da sollen, weiß ich trotzdem nicht.
Hier unsere Lieblings-Looks: