Jedes Mal, wenn ich hier im Büro „Fatty Boom Boom“ laut drehe, knallt in irgend einer Ecke die Tür zu. Manch einer betitelt das, was Rapper Ninja und Sängerin Yo-Landi da produzieren als ohrenkrebserregende Pop-Krankheit. Kann ich gut verstehen, denn um leichte Kost handelt es sich hier keineswegs. Wer sich allerdings mutig den irren Tönen entgegenwirft und jeden Beat samt piepsiger Stimme aufsaugt, der könnte eventuell zur musikalischen Erleuchtung gelangen. Das Duo aus Südafrika, Die Antwoord, ist nämlich sowas wie der Gegenentwurf zur massentauglichen Radiobeschallung – nicht nur im musikalische Sinne.
Beinahe kommt es uns so vor, als würden sie uns an der Nase herum führen. Sie inszenieren alles. Übertreiben alles. Spielen mit Klischees und Überspitzungen und werden dadurch selbst zu lebenden Kunstobjekten, wenn man so will. 2010 war ihr Jahr, und ja, man stellte sogar die Vermutung an, dass Ninja und Yo-Landi mit ihrem Konzept eine ganze Generation portraitieren, nämlich unsere, die der Digital Natives, und sie zeitgleich prägen würden. Das Video zu „Fatty Boom Boom“ spielt in Südafrika, der eigentliche Track beginnt erst nach einer Minute und 55 Sekunden. Und dann wird’s – natürlich – provokant, schnell, ironisch, laut. Lady Gaga bekommt übrigens auch ihr Fett weg.