Ich hab‘ heute verschlafen, ganz ehrlich. Nicht viel, aber genug, um in diesen hektischen Modus zu geraten, in dem man planlos durch die Wohnung hetzt und am Ende länger braucht als gewöhnlich, obwohl man sich doch so sehr um Schnelligkeit bemüht. Jedenfalls greift man solchen Situationen ja gerne zu altbewährten Lieblingsstücken im Schrank. Um auf Nummer Sicher zu gehen. Mein erster Blick fiel also auf den roten Kenzo-Sweater in Grundschul-Optik und als sich dann noch mein Gewissen einschaltete und mir „Zieh ihn endlich mal wieder an, der Kauf muss sich doch gelohnt haben!“ entgegen säuselte, war die Sache quasi geritzt. Rock drüber und eingestaubte Turnschuhe an, schließlich musste ich ja rennen.
Nun bin ich inzwischen im Büro angekommen und hab‘ ein paar Mal tief ein- und ausgeatmet. Und an mir runter geschaut. Und mich gefragt: Kann man eigentlich überhaupt noch in diesem Kenzo Pulli rumlaufen?
Jetzt brüllen natürlich wieder alle „Ja, natürlich, solange man sich wohl fühlt, darf man alles tragen!“ Und andere sagen vielleicht: „Ich fand‘ das Ding eh schon immer peinlich.“ So einfach ist’s aber irgendwie nicht. Denn ich liebe diesen Pulli im Grunde, sonst hätte ich nicht so viel Geld dafür ausgegeben. Die Ringel, der Eifelturm, die bunten Buchstaben. Nun ist es aber so, dass natürlich ziemlich viele Modemädchen diesen Pulli lieben. Und auch, wenn ich die Individualität weiß Gott nicht mit Löffeln gefressen habe, meide ich extrem krasse Blogger-Modeerscheinungen (wie zum Beispiel Margielas Candy Bag für H&M) manchmal, obwohl auch mein eigenes Herz beim Betrachten selbiger höher schlägt. Wieso eigentlich? Weil ich noch immer ein Problem damit habe, „Modebloggerin“ genannt zu werden? Weil ich mir sogar selbst manchmal ins Fäustchen lache und fiese Dinge denke wie „Ah, die da drüben trägt Jeffrey Campbell Litas – Bloggerin, natürlich!“ ? Vermutlich schon. Weil ich nicht in eine Schublade gesteckt werden will, in der ich eh schon bis zum Kinn drin stecke. Widerstand zwecklos. Und noch dazu sinnlos. Denn: Ich mag Kenzo. Ich mag Blogger. Also sollte ich auch kein Problem damit haben, genau so auszusehen wie man es von Internet-Modemädchen erwartet. Bittesehr:
Das Wichtigste ist allerdings: Sich selbst nicht (zu) ernst nehmen. Denn am Ende steht man mit solchen Gedanken vermutlich so oder allein da, das passiert alles nur in unseren eigenen Köpfen. Nobody else gives a f****.
Jacke: Weekday, Bluse: Weekday, Sweater: Kenzo, Rock: COS, Schuhe: Nike, T-Shirt: German Garment, Kapuze zum Umlegen: Eliza Schwarz.