Eigentlich sind wir ein bisschen spät dran, denn Kidult warf seinen Kurzfilm “Visual Dictatorship” schon vor etwa zwei Monaten ins Netz. Der Graffiti-Künstler gehört, wenn man so will, du den radikaleren seiner Art, stellt sein Handel und die eigene Kunst unter das Motto “Your luxury is our misery, destroy what destroys you” und beschreibt seine Werke als „visuelle Diktatur„. Im gleichnamigen Video wettert der Franzose mit Feuerlöscher und Spraydose gegen das System, gegen Louis Vuitton, YSL, McDonalds, Coca Cola, Shell und etliche andere Vorzeigeunternehmen der westlichen Welt. Die Idee ist gut, aber bedarf es wirklich der offensichtlichsten aller Kritikformen, um an unserem Bewusstsein zu rütteln? “My point is to make paintings useful”, sagt Kidult selbst.
Wo Konsum zum Hobby wird und Luxusartikel zu ultimativen Prestigeobjekten avancieren, helfen Worte oft nicht weiter. Weil niemand zuhören will, weil es einfacher ist, sich taub zu stellen als die Konfrontation mit der realen Welt zu suchen. „Ihr wacht erst auf, wenn Blut fließt“, sagt man. Mit radikalen Bildwelten, weder komplex noch subtil dargestellt, sondern „mitten ins Gesicht“ und unmissverständlich kommuniziert, wird im besten Fall die große Masse angesprochen und nicht bloß der winzig kleine denkende Teil der Menschheit. Das simple Übereinanderlegen zweier Bildwelten und einer gemeinsamen Existenz, die der Armut und des Kriegs auf der einen und die des Überflusses auf der anderen Seite, ist am Ende des Tages eben so einfach wie effektvoll. Kidults Waffe ist seine Kunst; mit seinem Kurzfilm erwischt er uns an der Achillesverse, irgendwie. Die Dandys sehen das übrigens ein wenig anders.
KIDULT “ Visual Dictatorship“ from misery on Vimeo.
Gefunden bei DT64.