Verzeiht mir die Ausdrucksweise, aber: Ich habe keine Lust mehr auf die Scheiße da draußen. Da findet man sich kurz vor März noch in einer Winterdepression wieder, obwohl es doch langsam bergauf gehen müsste und jeder Versuch, die Heizung endlich runter zu drehen, scheitert spätestens dann, wenn man bibbernd aus der Dusche steigt. Es reicht. Wir wollen die Sonne zurück, wir brauchen Vitamin D geben keinen Cent mehr für warme Kleidung aus.
Stattdessen schwelgen wir in Gedanken schon in Open Air Rave- und Frühlingsträumen, inklusive der dazugehörenden Outfits. Leder-Espadrilles, da sind wir uns einig, sind unser persönliches (achtung, fieses Wort) MUST-HAVE der kommenden Saison. Die obigen sollte man zwar eindeutig vor zu viel Matsch verschonen, für das alltägliche Leben scheinen sie uns allerdings bestens geeignet.
Über die im Schnitt 100 Euro teuren Modelle von Lika Mimika wollen wir uns gar nicht streiten, denn wenn es nach uns geht, sind sie ihren Preis dank des organischen Leders und des Produktionsortes Alicante (Spanien), wo sie handgefertigt werden, wohl wirklich wert.
Kritisch wird’s beim Blick auf die Kreationen von Chanel (Anna hatte auch schon berichtet). Bei ebay findet man sie derzeit für um die 500-600¢. Das ist was für Superreiche und Markenfanatiker, natürlich. Für die Anderen, nicht für uns, denkt man vielleicht im ersten Moment. Doch dann kommt alles anders.
(Hier die aktuelle Version der Espadrilles aus Stoff via Chanel)
Als ich die auffällig gebrandeten Schühchen vor ein paar Monaten zum ersten Mal in den Untiefen des Internets entdeckte, rollte ich mit den Augen und tippte mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Sind die eigentlich gehirnamputiert? Man muss doch verrückt sein, so viel Geld für solche Schuhe auszugeben, bloß weil Chanel drauf steht.“ Klingt logisch. Doch nachdem ich mit gefühlt 200 Bildern elfenhafter Chanel-Espadrilles-tragender junger Damen konfrontiert wurde, fällt es mir schwer, diese Abneigung beizubehalten. Ganz ehrlich. Rational betrachtet, ist mir klar, was da passiert: Marken und Statussymbole machen süchtig, sie regen Gehirn-Areale an, die dieses unsagbare „Haben-Wollen-Gefühl“ auslösen, wegen unserer seltsamen Sozialisierung, wegen der Medien und dem Image, wegen dieser Traumwelt, die so unerreichbar scheint, dass wir beinahe alles tun würden, um dazugehören zu dürfen. Beispielsweise Geld zum Fenster heraus werfen.
Egal, wie sehr ich diesen Schuhen noch verfallen werde, ich bleibe standhaft, sofern sie mir nicht für unter 100 Euronen angeboten werden, das verspreche ich. Was mich aber interessiert ist: Ist es überhaupt verwerflich, als Normalverdiener von Chanel-Schläppchen zu Träumen oder sie sich gar zuzulegen? Was sagt eure Moral dazu? Geht gar nicht? Oder darf man derartig unvernünftigen Gelüsten auch mal nachgehen?