Dass vertikal ausgerichtete Unternehmen, also Zara, H&M und Co, sich an extrem erfolgreiche Geschäftsmodelle halten, ist kein Geheimnis. „Extrem erfolgreich“ heißt in diesem Fall: Der Umsatz steigt und steigt – nicht zuletzt, weil Laufsteg-Trends der ganz großen Modeschöpfer bereits binnen weniger Wochen in den Filialen der billigeren Ketten zum Verkauf bereit hängen. Früher also als bei deren eigentlichen Urhebern selbst.
Manch einer befürwortet diese Entwicklung, bezeichnet das Geschäft mit den schnell abgewandelten Designer-Stücken gar als „Demokratisierung der Mode„. Schließlich kann so jeder von uns etwas vom glamourösen Stück Kuchen abhaben, ohne das eigene Konto in den bitteren Tod zu stoßen.
Geoffrey Beene 2004 und Céline Herbst Winter 2013, Bild via Büro.
Andere, meist jene mit den etwas größeren Geldbeuteln, schütteln hingegen heftig mit den Köpfen. Es macht keinen Spaß, so viel Geld auszugeben, wenn doch der Pöbel beinahe identisch durch die Aus rein moralischer Sicht, ist all das ebenfalls fragwürdig. Wenn ich eine Mathearbeit komplett von meinem Sitznachbar abschreibe, dann muss ich mit einer glatten Sechs rechnen, statt mit einem Geldsegen. Richtig oder falsch also? An dieser Stelle enthalte ich mich. Nicht, weil ich keine Meinung hätte, sondern ganz einfach, weil ich beide Seite nachvollziehen kann. Eins sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben. In der Modebranche klauen nicht bloß die Fast-Fashion-Unternehmen bei Traditions-Marken, sondern eigentlich jeder bei jedem.
Das russische Online-Magazin Büro 24/7 zum Beispiel präsentierte uns vor einiger Zeit ein ganz nettes Beispiel. Prada, Dior, Céline – sie alle holen sich „Inspiration“ im weiten Kollegen-Kreis. Mal graben sie dabei etwas tiefer in der Vergangenheit, mal wird die Uhr auch nur ein paar wenige Saisons zurückgedreht. Wie ich das finde? Gut und keineswegs verwerflich. Weshalb sollte ein Klassiker wie das prachtvolle Blumenkleid, getragen von Grace Kelly in der Senke verschwinden? Da lob‘ ich es mir doch, dass Dior dieser alten Schönheit huldigt und sie quasi reanimiert. Eine Ähnlichkeit ist offensichtlich zu erkennen, das Neue liegt allerdings im Detail. Mit High-Tech-Folie ausgestattet passt der Klassiker nun endlich auch ins Jahr 2ß13 – welch Freude.
Zara vs. Dion Lee:
Balenciaga vs. Jeffrey Campbell:
Acne vs Gina Tricot. Givenchy vs. Gina Tricot: