Der sonst von mir (heimlich) geliebten Modezeitschrift „In Style“ stand kürzlich wohl der Schalk im Nacken. „Nach der Lebensmittelbranche hat es jetzt auch die Modewelt erwischt“, wurde da ganz flippig getextet – gemeint war die steigende Beliebtheit des Ponyfells. Man reitet und streichelt des Menschens zweitbesten Freund nämlich nicht nur äußerst gern, nein, vermehrt zieht man ihm auch das Fell ab. Des Aussehens wegen, im Zeichen des guten Stils. Sich mit Nerzen behängen, das traut sich heute schließlich kaum noch wer. Klar, dass da was neues her muss.
Mäntel bei Jil Sander oder Alexander Wang, Stiefel bei Isabel Marant, auch Hermès und Tom Ford setzen auf das hübsch anzusehende Ponyfell und diese Zara-Slip-Ons, sind die eigentlich auch aus echtem Fell? Woher all diese Brands ihr neuestes Lieblingsmaterial beziehen, konnte auf die Schnelle nicht herausgefunden werden. Die „ZEIT“ freut sich aber immerhin über die Nicht-Existenz von Ponyfarmen, auf denen die Tiere ihres Fells wegen gequält werden könnten, wirft aber indirekt die Frage in den Raum, ob ein Ponyhof für die Tiere eventuell auch ohne eine geplante Schlachtung die Hölle bedeute – zweifelsohne, will ich meinen.
Wichtiger erscheint mir jedoch die Frage nach dem Umgang mit einem Trend wie diesem. Um eins vorweg zu nehmen: Ich bin noch auf keinen grünen Zweig gekommen und freue mich deshalb schon jetzt über eine aufschlussreiche Diskussion in den Kommentaren. Denn:
Erst einmal schüttelte ich heftig mit dem Kopf, mir fielen fast die Augen aus dem Gesicht und ein bisschen Ekel überkam mich außerdem. PONYFELL? Nicht.Deren.Ernst.
Dann aber setzte das Schamgefühl ein. Ich bin nämlich ein schlechter Vegetarier. Weil ich Leder trage, wenn auch nicht viel. Und obwohl sich das nur schwer mit meinen moralischen Ansprüchen verbinden lässt, verzichte ich weder auf das weiche Jäckchen, noch auf derbe Boots. Mir der typischen Ausrede, „dass ja so oder so zu viel Fleisch gegessen würde und dass man dann zumindest das ganze Vieh verwerten sollte“, widere ich mich bald selbst an. Deshalb versuche ich zumindest, mich nur auf Basics zu beschränken. Was aber das allgemeine Problem nicht löst: Wie gehen wir denn jetzt mit dem Ponyfell-Trend um, herrgott nochmal?
Ein erstes Aufschreien ist ziemlich natürlich, obwohl es auch Menschen geben soll, die sich herzlich wenig für das interessieren, was da den neusten Schuh-Schnapper ziert. Wo genau liegt nun aber der Unterschied zwischen, sagen wir, Kalbsleder und eben Ponyfell? Sterben müssen schließlich beide Tiere, damit wir es erhobenen Hauptes durch die Stadt tragen können.
Bloß ist man das beim Pferdchen eben nicht gewöhnt. Dem flechtet man lieber die Mähne, als ihm die Kehle durchzuschneiden. Für mich persönlich besteht allerdings kein Unterschied zwischen einer niedlichen Kuh, einem Schwein oder dem Haflinger auf der Wiese nebenan. Alle haben sie Eltern, zwei Augen, vier Beine und eine Seele, daran gibt’s nichts zu rütteln.
Nur hat das Pony höchst wahrscheinlich ein angenehmeres Leben fristen können als die olle Sau im Mastbetrieb. Ist das Tragen von Ponyfell im Grunde also sogar vertretbarer als das verwursten von sogenannten „Abfallprodukten der Fleischindustrie“?
Meine Gedanken spielen Pingpong. Ich habe gerade wirklich keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich kein Ponyfell tragen will, so oder so.