Auf „About:Kate“ bin ich durch das Internet aufmerksam geworden. Weil einer meiner knapp 1000 Facebook-„Freunde“ diesen Artikel auf Spiegel Online likte. Social Media kann also nützlich sein. Und gleichzeitig die Hölle bedeuten.
Wir digitalen Menschen pflegen unsere Profile, das dazugehörige Image, wir teilen Gefühle und Musik per Mausklick und nehmen am Leben teil, obwohl wir alleine vor dem Bildschirm hocken. Facebook ist ein Segen, es hilft uns, Kontakt zu Bekannten in der Ferne zu halten, keine „Veranstaltungen“ zu verpassen oder kollektiv über den neuesten Track von Daughter zu fachsimpeln . Praktisch und wichtig ist diese virtuelle Identität für die meisten von uns – bis man die Kontrolle verliert. Die neue Crossmedia-Serie „About:Kate“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich im Wust der Verlinkungen verloren hat. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag lässt sie sich in eine Nervenklinik einweisen. Weil sie nicht mehr weiß, wer sie ist, was real ist und was fiktiv, wer ihre Freunde sind. Facebook-Overkill.
„Wer sind deine Freunde, Kate?“ –„Ich habe keine. Ich habe vorlieb genommen mit den Menschen, die sich mir angeboten haben.“
Einsam unter vielen und gefangen im Irsinn der Entscheidnugen. Ryan Gossling oder Robert Pattinson, Animal Collective oder Lady Gaga? Kate hat keine Ahnung, was sie will, ob sie überhaupt irgendetwas will, ob sie das alles nur für andere tut, statt für sich selbst, für jeden, der Zugriff auf ihr Profil hat und sich sein Urteil bildet. Ohne nachzufragen.
14 Folgen führen durch Kates Gedankenwelt – jeden Samstag auf Arte, oder online. „About: Kate“ ist eine Serie, die sich als crossmediales Experiment versteht, denn allein mit Zuschauen ist es nicht getan. Eine begleitende App lässt uns an Kates Gefühlen teilhaben, therapiert uns gleich mit, und auch Kates Facebookprofil läuft parallel weiter, wird gefüttert mit Fotos, sowie Status-Updates und „bereichert“ durch Beiträge anderer User. Die Protagonistin dieses smarten Projekts hat offensichtlich einen exzellenten Musikgeschmack, mag alte Filme und lebt in Berlin. Dass sie an einer psychischen Erkrankung leidet, hätte im echten Leben wohl niemand bemerkt: