Gegen modische Langeweile hilft kaum etwas so sehr wie das Bestaunen der Central Saint Martin’s Abschluss-Kollektionen. Immer und immer wieder sprengen die Studenten einer der renommiertesten Design-Universitäten sämtliche Grenzen und beweisen, dass selbst die absurdesten Visionen zur Realität werden können, dass Mode Kunst sein kann, darf und muss. Aber wie weit darf man gehen?
Cassandra Verity Green trieb es in diesem Jahr auf die Spitze. Dass manch ein Outfit erst durch das geschickte Platzieren von Hingucker-Accessoires zum Hit wird, ist durchaus gängig, bloß hatten wir es bisher selten mit lebendigen Schmuckstücken zu tun. Es sind tatsächlich Goldfische, die da durch ihre schalenförmigen Rucksäcke und Kugel-Aquarien-Handtaschen schwimmen. Ob das überhaupt gut aussieht, darüber lässt sich streiten, keine Frage. Aber darf man auch darüber diskutieren, in wiefern das alles nun moralisch und ethisch vertretbar ist? Ich sage: Nein. Viele andere sagen ’natürlich‘.
Denn zum gefühlt tausendsten Mal argumentiert man mit dem augenscheinlich extrem kurzen Kurzzeitgedächtnis der goldenen Fische, mit welchem der Mensch unter anderem das Unterbringen selbiger in elendig kleinen Vasen rechtfertigt. „Großer Schwachsinn“, sagt die Wissenschaft. Man geht eher von Erlebnissen mehrerer Wochen bis Monate aus, die im Gedächtnis eines Fisches abgespeichert sein können – eine Dressur wäre andernfalls nicht möglich. Ist sie aber.
Ich bin kein Wissenschaftler und kann mich in diesem Moment lediglich auf Zeitungsartikel beziehen, aber selbst wenn Goldi schon nach zwei Sekunden vergessen würde, dass er gerade schon zum 73. Mal gegen das Glas geknallt ist, so bliebe das Halten und „Verwenden“ von Lebewesen unter solchen Bedingungen für mich eine riesengroße Sauerei. Stichwort „Rattenschwanz“. Aber an Konsequenzen denken ohnehin nur die wenigsten.
Ich will mir überhaupt nicht ausmalen, was als nächstes kommen würde, würde man diese Fisch-Mode nun tatsächlich respektieren und praktizieren. Ah, Pardon, da gibt’s ja gerade schon was: In China findet man lebende Schlüsselanhänger derzeit besonders schick, was zur Folge hat, dass Schildkröten, Echsen und Wassertierchen in kleinen Plastiksäcken durch die Stadt getragen werden. Und weil die dummen Dinger nach ein paar Tagen wegsterben und ersetzt werden müssen, ist ein Kassenschlager daraus geworden. Bravo. Ein Hoch auf den Menschen, das dümmste Vieh von allen.
Bilder: Instagram