Lesestoff: „Why The Era Of Personal Style Blogs Must Come To An End“

14.06.2013 Allgemein, Wir, Leben



Autorin Amy Odell streut mit ihrem Beitrag „Why the era of personal fashion blogging must come to end“  eine ganz schön große Portion Salz in die klaffende Wunde der Blogosphäre, rüttelt gehörig am Ego-Baum und zerstört außerdem die Träume vieler junger Mädchen. Bloggern, die ausnahmslos sich selbst ins rechte Licht rücken, wird eine düstere Zukunft prophezeit. Denn was, wenn sich irgendwann niemand mehr für dich interessiert? Und wohin mit all den Schönheiten, wenn das Geschäft nicht mehr brummt?

Jemand, der nichts kann außer Schönsein, dessen Anspruch nicht über die Zusammenstellung von Outfits und das Performen der täglichen Blogger-Choreographie vor der Linse des eigenen Freundes hinaus geht, der könnte es in der Arbeitswelt durchaus schwer haben – es sei denn dieser Jemand verfügt über ein nützliches, geheimes Über-Talent. Das ist grob geschätzt aber wohl eher nicht die Regel. In Deutschland hat das Modell der Selbstvermarktung noch nie wirklich Früchte getragen, deshalb wurden Gedanken wie jene von Amy Odell hier schon des Öfteren laut. Eine wahre Geschichte, denn der Deutsche hält nicht viel vom Phänomen des Personenkults. Es gibt sie zwar, die reinen Outfit-Blogger, aber ihre Karrieren liegen meilenweit hinter den Erfolgsgeschichten von Leandra Medine, Chiara Ferragni und co. Ich weiß nicht recht, ob es schade ist, dass es unseren Bloggern im Prinzip wie unseren Promis ergeht. Entweder du bist sowas wie die Alexandra Maria Lara der Blogosphäre, niedlich und beliebt, respektiert, aber keineswegs dauerumjubelt, oder eben du bist die Katzenberger des Systems. Fame ohne Ende, aber nur, weil du so peinlich bist.

 

Bild: nikejane (Instagram), Shirts: A’MILLION

 

Im Prinzip habe ich bisher nur Gedanken anderer zusammengefasst, aber natürlich sitze auch ich dann und wann grübelnd auf dem Sofa und frage mich, wo das alles hinführen soll. Bis ich es geschafft habe, mein Gehirn zu sortieren und all das auf Papier zu bringen, bleibt mir allerdings nichts übrig als  im Sumpf des Hin-Und-Her -Gerissen-Seins zu baden. Das Bloggen an sich ist eine gute Sache. Meinungsfreiheit und pipapo, ein Fortschritt also. Vieles, was mit dem Bloggen, besonders dem Modebloggen zusammen hängt, kommt mir allerdings vermehrt verabscheuungswürdig vor. Es ist wie ein Wahn und ich sehe immer mehr Mädchen darin versinken. Am Ende ist es leider nicht die Marke deines Pullis, die dich zu dem macht, was du bist. Sondern deine Freunde, deine eigenen Gedanken und das, was du erlebst. Und damit meine ich nicht Shopping.

14 Kommentare

  1. Fräulein Julia

    Na ihr beiden seid ja zum Glück nicht nur Blogger, sondern habt beide Beine im Berufsleben – abgesehen davon ist der Unterschied zwischen euch und Bloggerinnen, die zwar hübsch in die Kamera lächeln können, aber die deutsche Grammatik nur rudimentär beherrschen & auch sonst nur heiße Luft plaudern, riesig.

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  2. Nike Jane Artikelautorin

    Oh, das ist lieb, Julia. Aber ich muss wirklich auch manchmal laut lachen, wenn ich ein Outfitbild schieße und frage mich: Wieso überhaupt? Jeder dritte hier kleidet sich schließlich hübscher als ich. Das Ding ist nur: Ein persönlicher Blog funktioniert natürlich nur, wenn die Persönlichkeit dahinter sich auch mal blicken lässt. Das verstehe ich schon und natürlich bringt’s auch Freude. Trotzdem kann sich das ganz schön komisch anfühlen.

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  3. Marie

    Guter Artikel! Ich denke dewwegen werdet ihr es weit schaffen, weil ihr es traut euch öffentlich selber zu kritisieren! Ihr trefft auch meinen wunden Punkt ich liebe Mode aber mich ekeln vieler dieser Ego Blogs an, weil es kein normales Konsumverhalten mehr ist. (ich würde aber Leanda Medine rausnehmen weil sie neben ihrer Outfits ein wirkliches Talent für Schreiben hat und auch sie ab und zu die Modewelt kritisch angeht. nicht so Chiara Ferragni, die für mich sogar die schlimmste ist von all den Outfitbloggern)
    Macht ihr weiter so und verliert nie eure Natürlichkeit!

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  4. nadine

    die schönste wortschöpfung des artikels von amy odell ist die des „internet fashion celebrity“. darüber muss ich seit ich es gelesen habe immer wieder schmunzeln, da es so wunderbar diese drei kleinen blasenwelten zusammenfasst und gleichzeitig auch zeigt, wie irrelevant dieses dasein doch eigentlich ist. auch wenn das wort blogger in letzter zeit irgendwie negativ behaftet ist/wurde, finde ich bei allen modeblogs die ich lese genau diesen unterschied: die werden von bloggern gemacht, nicht von internet fashion celebrities. und diese wahl hab ich als leser.

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  5. Hannah

    sehr schöner post. ich glaube es ist wichtig, dass man sich beim bloggen nicht wie ein pures dummes modepüppchen verhält, sondern seinen persönlichen, individuellen touch einbringt. andererseits gibt es auch outfitblogs (z.b. http://www.fashionhippieloves.com/) die irgendwie trotzdem richtig gut sind.
    süße grüße
    hannah
    <3

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  6. Laura

    Toller Artikel, meine liebe Nike! Du sprichst damit genau das aus, der mir seit Längerem ebenfalls immer wieder im Kopf herumgeistert. Als bloggende Person, die das Spiel mit Sprache liebt, muss ich mich leider oft mit dem Klischeebild auseinander schlagen, dass viele von der deutschen Modeblogosphäre haben. Inzwischen versuche ich mich nicht einmal mehr zu rechtfertigen, denn leider gibt die breite Bloggermasse diesen Ansichten regelmäßig neues Futter. Ich will mich keinesfalls über die betreffenden Personen stellen oder sie verurteilen. Nur finde ich es wirklich sehr schade, dass sie der reinen Oberfläche so viel Raum einräumen. Manchmal würde ich mir dabei einfach ein wenig mehr Hinterfragen des eigenen Handelns wünschen.

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  7. sina

    wie wahr.
    aber du kannst doch nicht leandra medine in einen topf mit all den kopflosen modepüppchen werfen!

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  8. Lisa

    Genau diesen Prozess habe ich von 2007 bis 2010 auch durchgemacht – und mein privates Blog letztendlich eingestellt, weil ich diese permanente, selbstreferenzielle Überhöhung nicht mehr ertragen habe. Jetzt blogge ich, na ihr wisst ja wofür. Mehr erfüllt mich dennoch das journalistische Aufarbeiten relevanter Mode-Themen, in jüngster Zei vor allem Bangladesch. Dennoch: Ich muss ebenfalls sagen, dass ihr meiner Meinung nach die große Ausnahme in der deutschen Blogosphähre seid, denn ihr könnt vor allem eins: Schreiben. Und ja, das echte Glück wartet immer noch im echten Leben – und damit meine ich keine Blogger-Fashion-Partys, höhöhö.

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  9. Annemarie

    Ich persönlich kann zwar mit (beinahe) textlosen Modeblogs kaum etwas anfangen (bin ja selbst auch eher textlastig) – finde das pure „Bildergucken“ einfach nur langweilig. Und weiß da nie, was ich kommentieren sollte (immer nur „das sieht schön aus“?). Ich mag beim Bloggen eben auch den Austausch, die Kommunikation.

    Trotzdem ist es natürlich Geschmackssache! Was man am immensen Erfolg einiger der „nur-Foto“-Blogs deutlich sieht.

    Den tatsächlichen Hintergrund solcher „Antibloggerberichte“, wie sie in letzter Zeit immer mal wieder zu lesen sind, sehe ich jedoch anders: Hier geht es m.E. vor allem darum, dass sich (echte) Journalisten und Modeprofis darüber mokieren, dass ihnen die Bloggerzunft die Butter vom Brot nehmen könnte.

    Kürzlich schrieb irgendwer „jeder möchte ein Stück vom Kuchen, aber der Kuchen ist deshalb nicht größer geworden…“.

    Wenn es nun aber den Lesern (oder „Guckern“ – wie auch immer) gefällt, dann können die Profis soviel „motzen“ wie sie wollen. Und wenn die Mädels Spaß daran haben, täglich ihre eigenen Outfits zu fotografieren, why not? Es hat ja auch nicht jede(r) die Möglichkeit, an besseren (exklusiven) Content ranzukommen, über den berichtet werden könnte. Da schafft man sich seinen Content halt selbst.

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  10. Vicky

    Super Artikel. Ich frage mich auch oft, warum mache ich das eigentlich und wohin soll es führen?! Immerhin gibt es inzwischen mehr Blogs als Leute, die selbige lesen. Ich denke aber nach wie vor, dass sich gute Blogs abheben und nur, wer Durchhaltevermögen hat, daraus einen Beruf machen kann…

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  11. Anni

    Schöner Artikel, ich habe gerade mit dem Bloggen angefangen (allerdings geht es wirklich um Fotografie, nicht um Selbstportraits und Mode) und habe zuerst genau andersherum gedacht. Ich habe einen langen Text über ein Thema verfasst, weil es mir am Herzen lag und hinterher dann gedacht „so viel Text liest ja niemand, weil heutzutage überall nur Bilder sind“. Aber wenn ich deinen Artikel so lese denke ich mir doch, dass ich wohl auf dem richtigen Weg bin 🙂

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