Rechtes Bild via: Me In My Place.
Es ist jetzt schon ein paar Mal vorgekommen, dass diverse Kommentartoren Dinge schrieben wie „Das macht dich aber dick“ oder „oh, du stehst unvorteilhaft, das lässt dich pummelig wirken„. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, liest man so etwas nicht gerne, aber wenn’s so ist, dann ist es so. Jedenfalls denke ich, es ist an der Zeit, mal fix etwas klar zu stellen: Meine Kleidung sitzt nicht unvorteilhaft. Das ist mein neuer Körper. Ganze 11 Kilo sind es mehr seit dem vergangenen Jahr. Das ist für mich eine Umstellung, aber ich bin nicht sonderlich traurig darüber, denn ich bin gesund. Was mir das Ganze aber zeigt: Es ist nicht sonderlich einfach, gesund zu sein und sich gut zu fühlen, wenn ständig wer in der Wunde bohrt.
Ich will hier keinen Selbstmitleids-Text vom Zaun brechen, sondern mich schlichtweg über die omnipräsente Doppelmoral wundern. „Scheiß Magerwahn, all diese Gerippe, das ist doch nicht normal, blablabla, kranke Modewelt“ – das höre ich ständig. Komisch ist nur, dass es oftmals genau die selben Personen sind, die 365 Tage im Jahr auf Kohlenhydrate verzichten. Oder zu ihren Freundinnen Dinge sagen wie „Das würde ich aber nicht anziehen, das staucht dich irgendwie.“
Na, was denn jetzt? Wieso man ausschließlich Kleidung tragen sollte, welche die eigene Erscheinung länger, schmaler und makelloser wirken lässt, das konnte ich noch nie verstehen. Ich trage lieber, was mir gefällt – selbst wenn die Beine dadurch 3 cm kürzer aussehen als sie eigentlich sind. Dass es natürlich schön ist, schlank zu sein, das bestreite ich auch nicht. Und sogar von Natur aus sehr dürre Mädchen sind wunderschön. Aber nicht mehr oder weniger als Normalsterbliche oder gar „moppelige“ auch. Gesund sind die Körper, die gesunde Nahrung bekommen und davon ausreichend, Körper, die ab und an mit Sport beglückt werden. Achtet man auf beide Faktoren, dann regelt sich die Sache quasi von selbst. Bloß sind die Figuren und Veranlagungen unterschiedlich, genau wie Geschmäcker. Am allermeisten kommt es aber auf das eigene Wohlbefinden an. Genau das wird aber leider viel zu häufig gestört. Von Medien, Bloggern, Models, fremden Blicken und pipapo. Es wird uns schlichtweg nicht einfach gemacht, zum eigenen Gewicht zu stehen – und das sogar, wenn wir kein Gramm zu viel auf den Rippen haben.
Ich als Blogger zum Beispiel, ich muss ein paar Nachteile gegenüber meinen sehr schlanken Kolleginnen einstecken. Stichwort: Sample-Sale. Wenn Designer ihre Prototypen verkaufen, dann passt mir nur sehr wenig. Alles XS oder S, 34 oder 36. Knick-knack, da bekommt das Selbstbewusstsein schon wieder einen Tritt verpasst. Auch beim Begutachten neuer Kollektionen kann ich meinen durchtrainierten Freundinnen dabei zuschauen, wie sie sich in traumhafte, aber sehr enge Kleider schälen. Ich schaue dann lieber dabei zu, statt zum dritten Mal festzustellen, dass der Reißverschluss zu explodieren zu droht.
Das Bescheuerte an all dem Selbstmitleid: Man ist’s ja selbst Schuld. Weniger Pasta, weniger Nutella, weniger Milchkaffee, mehr Radfahren – das wäre eine Möglichkeit. Entscheidet man sich aber dagegen, muss man eben damit leben, manchmal nicht mitspielen zu können. Und die meisten von uns haben auch kein Problem damit. Zum Problem wird’s erst, wenn andere dich spüren lassen, dass „das nicht dem Ideal entspricht“. Ich bin dafür, dass sich jeder von uns auf die Suche nach seinem eigenen Ideal macht. Ohne Waage und ohne Kleidergrößen.