Ich musste heute morgen tatsächlich über meine eigene Blödheit lachen. Da steht in meinem Feed-Reader irgend etwas von „3-D Prints“ und „Rodarte“ geschrieben und zack, da haben sie mich. Klickklick. Leicht labil schielte schließlich auf das obige Gif und suchte nach der super neuen und innovativen Dreidimensionalität. Das.Ist.Jetzt.Nicht.Wahr. Mit 3D ist hier schlichtweg die Tatsache gemeint, dass Schriftzug und Herz nun auch als Stickerei, statt bloß als Print-Version zu haben sind. Für umgerechnet rund 102 Euronen. Das ist ok, wenn man denn gern Geld für Logos ausgibt und dafür nicht im Dispo schwimmen muss, aber ein bisschen lustig ist’s trotzdem. Wow. 3-D.
Man kann jetzt natürlich erneut die Frage in den Raum stellen, ob das Kaufen eines solchen Teils nun gehirnamputiert oder bloß Ausdruck echter Liebe ist. Höchstwahrscheinlich werden wir da niemals auf einen grünen Nenner kommen, deshalb habe ich für mich persönlich eine recht diplomatische Antwort gefunden.
Zunächst muss wohl die Frage geklärt sein, weshalb man sich überhaupt ein solches T-Shirt zulegt. Im besten Fall ist der Grund dafür tatsächlich eine bewundernde Liebe für die beiden Rodarte Schwestern. Weil Designer-Teile aber für 99% aller Menschen komplett unerschwinglich sind, setzen Labels gern auf Shirts oder Pullis, auf die beinahe jeder von uns sparen kann. Damit wir eben etwas vom Kuchen abhaben können. Werbung für die Labels, marketing-technisch auch sehr clever, aber irgendwie ganz nett für uns, die Konsumenten. Wieso also nicht? Es zwingt uns ja niemand zum Kauf – außer das eigene Gehirn.
Und hier wird’s dann kritisch. Obwohl ich finde, dass man es sich nicht heraus nehmen sollte, darüber zu urteilen, ob solche In-Your-Face-Shirts nun doof sind. Oder toll. Es kommt nämlich einzig und allein auf den Träger oder die Trägerin an.
Wer sich von Herzen über den Schriftzug auf der Brust freut, der soll doch machen, wonach ihm der Sinn steht. Wer sich das Ganze eigentlich nicht leisten kann, aber gern auf Zigaretten verzichtet, um sich Belohnungen wie diese ab und an leisten zu können – nur zu! Wer die Mode liebt und lieber in Lieblingsteile investiert, statt in 20 Shirts von Kik – bittesehr.
Was mir Angst macht, sind all jene, die keine eigene Meinung haben. Mädchen, die infiziert sind vom Modeblog-Wahn, arme Seelen, die meinen, Marken würden sie zu einem gesellschaftlich akzeptierten Mitglied der Styler-Posse machen. Fanatisten, die „falsche“ Prioritäten setzen und dem Konsumwahn blind ausgeliefert sind. Beeinflussbare, die nicht mehr zwischen Herzenswünschen und Gruppenzwang unterscheiden können. Und wer ist Schuld daran? Wir, die Medien und Magazine, Blogger, Musikvideos, Promis und wasweißichnichtwernoch.
Solange wir nicht aufhören zu denken, ist aber alles gut. Ehrlich zu sich selbst sein. Erst überlegen, dann kaufen. Ihr wisst schon. Beim Shoppen ist es wie in der Liebe: Nur, wer aufrichtig ist, wird am Ende glücklich.
Shirt gibt’s hier, hier und Pulli hier, oder bei Opening Ceremony.