Ich glaube, das Schwelgen in Erinnerungen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Weil man mit jedem Lebensjahr kritischer wird, tut es manchmal gut, zurück zu schauen und sich daran zu erinnern wie es war, als das größte Problem noch der süße Junge aus der Parallelklasse war, der einfach nicht auf den heimlich zugesteckten Liebesbrief antworteten wollte. Genau deshalb verstehe ich auch nicht, wie man jemals auf die Idee kommen konnte, Kleidung in Altersstufen einzuteilen. Mode soll doch vor allem glücklich machen. Ein Gefühl vermitteln. Und zu uns passen.
Es sind also nicht einzelne Kleidungsstücke, die plötzlich nicht mehr angebracht sind, bloß weil man ein wenig älter geworden ist. Das wäre doch Quatsch. Es kommt bloß darauf an, wer und wie man ist, auf die eigene Persönlichkeit – und das Kombinationsgeschick. „Bist du dafür nicht zu alt?“, fragte eine Freundin mich, als ich ihr die obige Bluse präsentierte. Das Ding ist aber: Ich hatte nicht vor, selbige zu bunten Turnschuhen zu kombinieren (und selbst wenn, ich meine hallo? 25 Jahre, nicht 75!). Sondern zur Jeans und den neuen hohen Hacken. Damit wäre das Nicht-Problem dann wohl so oder so gelöst, oder?
So in etwa verhält es sich auch mit der Kirsch-Hose. Weiße Bluse drüber, schlichte Schuhe dazu – fertig. Kann man denn jemals zu alt dafür sein? Ich sage „nein“. Es gibt diese Omis, die furchtbar schrill durch die Welt laufen und dabei phantastisch aussehen. Weil sie schon immer etwas überdrehter waren, als der Rest der Welt. Wenn aber plötzlich eine 50-Jährige auf die Idee kommt, das bauchfreie Glitzertop ihrer Tochter wäre ein prima Einkaufs-Accessoire, dann ist das etwas anderes, unnatürliches, seltsames. Eine Geschmacksverirrung vielleicht, die sich mit der eigenen Identität reibt, statt dazu zu gehören. Aber auch Geschmacksverirrungen sind kein Weltuntergang. Vielleicht ist die Tochter ja so lieb, und kauft der Mami ein Glitzertop, das bis zum Hosenbund reicht.
Bluse von LAZY OAF.
Hose von MOTO.