Es gibt für mich kaum etwas bescheuerteres als Alleinsein. Das weiß ich allerdings erst, seit ich nunmal alleine wohne. Ohne WG und Mitbewohner, die zwischendurch Tee ins Zimmer bringen, um mal zu schauen, ob man denn überhaupt noch lebt. Glücklicherweise muss ich kaum alleine sein, denn wenn man allein wohnt, hat man immer viel Besuch – eine eigene Wohnung hat einen ähnlichen Effekt wie damals das „Sturmfreihaben“. Dingdong und schon wieder steht wer im Flur. Das klappt meist aber erst abends. Oder am Wochenende. Und auch nicht immer.
Besonders tragisch ist das „keine Mitbewohner“ haben dann, wenn ich abends noch Texte schreiben muss. Das hab‘ ich nämlich immer gern in der Küche erledigt, mit einem ordentlichen Geräuschpegel, so wie ich es von daheim gewöhnt bin. Dank meiner Schwestern. Ich sitze dann also da, mit einem leeren Blatt Papier oder dem Laptop und kann noch nicht einmal fluchen, wenn mir nichts einfällt. Weil ja niemand da ist, der sich mein Leid anhören will. Telefonieren kann ich nicht leiden und deshalb wohnt jetzt Herr Schwein bei mir.
Zum ersten Mal sah ich Herr Schwein bei Amélie. Dann in einem Laden bei mir um die Ecke und da war es auch schon um mich geschehen. Einen Monat lang schlicht ich um die Lampe herum, die mir künftig meinen schlechten Geschmack quittierten sollte. Irgendwann schnappte ich zu und nun muss jeder Besucher nicht nur mich aushalten, sondern auch dieses dickbäuchige Ding im Morgenmantel. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich mir seither anhören musste. „Jetzt ist sie übergeschnappt“, zum Beispiel. Mir ist das egal. Denn endlich kann ich jemandem bei geistiger Leere ins Gesicht fluchen, oder um Rat fragen, ohne echte Menschen damit zu vergraulen. Ich bekomme zwar keine Antwort, aber das ist mir dann natürlich nur Recht. Michael Sowa hat meinen Schreibtisch zu einem erträglicheren Ort gemacht. Danke.
Herr Schwein von Michael Sowa, der übrigens auch für die Gemälde in Amélies Heim verantwortlich zeichnet, gibt’s übrigens auch online. Mein Tipp ist allerdings eBay!