Das ZEITmagazin ist nicht bloß die kleine Schwester von… oder gar das belanglose Beiheft irgendeiner Wochenzeitung. Nein, das ZEITmagazin ist der schönste Nebeneffekt, wenn man eh schon „Zeit“-Leser ist und avancierte in den letzten Jahren zum heimlichen Sammelobjekt. Mit “The Berlin State of Mind”, einer geballten Ladung von 260 Seiten, kommt nun die Liebeserklärung der Redaktion an sich selbst – ein längst überfälliges Printwerk, das für sich steht (also ohne große „Die ZEIT“-Schwester“) und auch über die Grenzen Deutschlands funktioniert – und wir konnten endlich einen Blick ins „Best of“-Magazin werfen.
Es ist diese Mischung aus persönlichen Sichtweisen von Prominenten, die man zwar zu kennen glaubt, in die man sich aber im Magazin ganz neu verliebt. Es sind diese Bilderstrecken, die nicht provozieren, sich nicht zwischen Hochglanz und Anti-Schick verlieren und trotzdem so wahnsinnig beeindrucken, dass uns das Herz aufgeht. Das ZEITmagazin schafft es mit seiner ersten, internationalen Ausgabe, sich selbst die Kirsche auf die Sahnehaube zu setzen, ohne sich dabei ohne großes Tamtam aufzudrängen. Kluge Wörter (und davon gibt’s in der Ausgabe einige) treffen auf Ironie, Charme und Leidenschaft zum geschrieben Wort. Die Themenpalette verfängt sich nicht in irgendwelchen Klischees und bleibt alles andere als einseitig – und das Visuelle gibt den letzten Feinschliff. Wir jedenfalls fühlten uns selten so angesprochen von einer ganzen Ausgabe und könnten noch stundenlang an unserer Lobeshymne feilen. Kaufen, schmunzeln, weglegen, wieder zu sich nehmen, Aha-Momente merken. Ja, das ist eine ausgesprochene Kaufempfehlung!
Ihr braucht mehr Argumente? Drin stecken außerdem: Harald Martensteins gewitzte Ladung Charme (aka Broken English – die erste Kolumne, die Autor Martenstein auf Englisch geschrieben hat), eine Fotostrecke über Iggy Pops Zeit in Berlin sowie ein Restaurant-Guide für die Hauptstadt. Die wohl lustigste Frau Deutschlands, Anke Engelke, und die so geschätzte „Maps of Germany“, die uns verrät, wo und wann David Hasselhof in den vergangenen Jahrzehnten überall auftrat, welche Sitzpolster-Muster wir in welchen U-Bahnen Deutschlands finden oder wie viele Blogs es mittlerweile gibt, die mit Insider-Wissen aus ihren Städten überzeugen wollen. Ja, unnützes Wissen kann kaum unterhaltender sein.
Wir haben nur einen Mini-Ausblick für die erste, internationale Ausgabe – schließlich sollt ihr euch ja selbst davon überzeugen. Für 8,90 bei ausgesuchten Zeitschriftenhändlern – und zum ersten Mal auch in Paris, London, Mailand, Amsterdam, New York und Shanghai. Die Auflage liegt bei 10 000 Exemplaren. Ihr solltet euch also sputen!