Kopenhagen, du Schönheit. Einmal in Dänemark angekommen, bleibt mir fast bei jedem noch so nebensächlichen Bäcker-Besuch die Spucke weg. Weil hier so Vieles so schön ist, selbst der Supermark hat seinen Charme. Vermutlich bin ich als klassischer Touri auch relativ leicht zu beeindrucken, jedenfalls konterte ein Einheimischer gestern: „Weißte, wenn du hier wohnst, dann geht’s dir irgendwann auf den Sack. Alles ist posh und durchgestylt, nichts existiert mal einfach so. Ist manchmal auch bescheuert.“ Und irgendwie hat er ja auch Recht, ein bisschen Schnodderigkeit kann schließlich sehr sympathisch sein. Bis mir der gute Geschmack der Dänen allerdings auf die Nerven zu gehen droht, muss wirklich noch einiges passieren. Denn gestern zum Beispiel, fragte ich mich zum gefühlt 50. Mal, wie sie das bloß immer wieder hinkriegen, diese dänischen Genies von Wood Wood. Dass ich so ungefähr jedes Outfit auf der Stelle ordern würde.
Das Team von Wood Wood weiß jedenfalls wie man statt käuflicher Mode einen kompletten Lifestyle entwirft, wie man neben Kleidung auch das dazugehörige Gefühl popularisiert. Inzwischen spricht man nicht mehr nur von einem Brand, wenn man Wood Wood erwähnt, sondern von einem eigenen Stil: „What set out as a Copenhagen streetwear phenomenon has turned into a national dress code (…)“.
Für den kommenden Herbst ließ sich das Designer-Trio Oskar Olsen, Lotte Bank Nielsen und Brian Jensen vor allem vom 60er Jahre Klassiker Die Kanonen von Navarone inspirieren. Die Kanonen von was? Möglich, dass beim Kriegsfilm von J. Lee Thompson erstmal nichts klingelt – wer allerdings Pulp Ficition gesehen hat, der wurde zwangsläufig schon das ein oder andere Mal mit schroffen „The Guns of Navarone“ Zitaten konfrontiert. Es handelt sich jedenfalls um einen recht typischen „Geheimkommando gegen Wehrmacht“ Streifen. Und wieso lässt man sich nicht von Schönerem beflügeln? Weil die Ästhetik jener Zeit durchaus ihre Reize hatte uns bis heute immer wieder neuinterpretiert, weitergesponnen und aus dem eigentlich Kontext bugsiert wird:
Auch das Feld des Bergsteigertums hinterließ sichtliche Spuren in der Herbst/Winter Kollektion 2014, was vermutlich auf die obige Filmlandschaft zurückzuführen ist. Passend dazu suchte man sich eine pompöse Location zur Show, nämlich die größte Kletterhalle Nordeuropas. Beim Dinner erfuhren wir, dass die Seile und Haken, die wir teilweise als Gürtel-Ersatz sehen, tatsächlich nicht von Beginn an geplant waren – die Idee kam erst mit der Halle. So rum geht’s natürlich auch.
Meine drei Favoriten haben seltsamer Weise weniger mit Bergsteigen als vielmehr mit Tennis (oder Golf?) und britischem Schick gemein:
Hingucker: Das Kopftuch im Heidi-Look: